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2. Ursprung und erste Gestalt des Epigramms.


Wenn wir der Geschichte nachgehen und das Epigramm als Aufschrift bis zu seinem Ursprunge verfolgen, wie erscheints in diesem Ursprunge? Rein historisch. Die Alten, d. i. Griechen und Römer schmückten ihre Gebäude und Denkmale, ja selbst ihre Waffen, Tafeln, Gefäße und Hausrath mit Inschriften; die Inschrift bemerkte aber nichts, als etwa wer diesen Tempel, wer dies Denkmal errichtet habe? wem und worzu es errichtet sei? u. f., also lauter Dinge, die der Gegenstand durch seine natürlichen Zeichen selbst nicht sagen konnte. Dies war der Natur der Sache gemäß: denn sobald jener rohe Mahler ein Schaaf känntlich zu zeichnen wußte, so durfte er nicht mehr hinzuschreiben, daß es ein Schaaf sei; wollte er aber noch einen Nebenzweck erreichen, z. B. seinen Namen verewigen oder den Zweck angeben, wozu er sein

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_113.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)