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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke

steht schon in öffentlichen Blättern, und hier schickt er mir und Ihnen dieses Werk.“ Der Stallmeister öffnete ein Paket und gab Elisen die Bücher. Sie öffnete eines derselben; ihr Blick fiel auf das Märchen, woraus Palvi mit so sonderbarem Akzent einige Worte gelesen, und jetzt erst stieg eine längst verbleichte Erinnerung in ihr auf. Es war ein Märchen, das Palvis Vater den Kindern so oft erzählt hatte.

Eine große Träne schwamm in ihrem schönen Auge und fiel herab auf diese Zeilen.

In diesem Augenblick öffneten sich die Flügeltüren; mit feierlichem Gesicht und überladen mit seinen Orden trat der Geheimrat von Rempen herein. Mit Anstand trat er vor das Fräulein, ihr den Arm zu bieten. „Die Familien sind im Salon versammelt“, sprach er; „ist es gefällig, die Ringe zu wechseln? Doch wie! sind Sie so sehr in unsere Literatur verliebt, daß Sie sogar gerade vor der Verlobung Lesestunden mit meinem Neffen halten? Was lesen Sie denn, wenn man fragen darf?“

Mit einem schmerzlichen Lächeln stand Elise auf und nahm seinen Arm. „Etwas Altes in neuer Form“, erwiderte sie, „ein Märchen von untergegangener Liebe!“

„Ei! ei!“ setzte der Oheim lächelnd und mit dem Finger drohend hinzu; „etwas Solches vor der Verlobung; und wie heißt denn der Titel?“ fragte er, indem er sie in den Saal führte:

„Die letzten Ritter von Marienburg.“





Anmerkungen des Herausgebers.

Vgl. die Vorbemerkung Bd. 1, S. 440.
Märchen-Almanach (S. 5–268).
Einleitung des Herausgebers (S. 7 ff.).

S. 10, Z. 15–24. Vgl. hierzu die Anmerkung zu der „Höhle von Steenfoll“, unten S. 449 f.

Der Scheik von Alessandria und seine Sklaven (S. 15–112).

Diesem Werke wurde zu Grunde gelegt:

M = Märchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände auf das Jahr 1827. Herausgegeben von Wilhelm Hauff. Mit 3 Kupfern. Stuttgart bei Gebrüder Franckh. (308 S., 12º).

Der Zwerg Nase (S. 24–53).

S. 25, Z. 4. Im Original steht hier: für das Alter von acht Jahren, was jedoch mit dem Folgenden nicht übereinstimmt.

Abner der Jude, der nichts gesehen hat (S. 56–63).

Hauffs Märchen „Abner, der Jude, der nichts gesehen hat“ ist neben der „Höhle von Steenfoll“ wohl das einzige seiner Werke, für das sich ein Anhalt in der vorhandenen Literatur findet, und an dem sich nachweisen läßt, auf welche Art Hauff ihm vertraute Stoffe verarbeitete. Mit dem Inhalt der Erzählung decken sich im wesentlichen folgende älteren Geschichten.

1) Ein Teil der „Geschichte des Sultans von Yemen und seiner drei Söhne“, die die 458. Nacht in der von Habicht, v. d. Hagen und Schall verdeutschten Ausgabe von „Tausendundeiner Nacht“ ausfüllt.

2) „Die Reisen der drei Söhne des Königs von Serendippo“, die aus dem Persischen, Jüdischen, Indischen oder Arabischen stammt und 1557 in einer italienischen, 1716 in einer französischen Übersetzung, 1723 in deutscher Bearbeitung unter dem Titel „Persianischer Robinson“ und auch anderweit übertragen erschien.

3) Die Aufsuchung des Cynogefore in den „Soirées bretonnes, contes de fées“ (von 1712) des französischen Schriftstellers Thomas Simon Geulette.


Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig., Wien, 1891–1909, Seite 444–445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_4_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)