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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke

In Nr. 240 der „Blätter für literarische Unterhaltung“ vom 17. Okt. 1828 sagt der die Nummer 185 tragende ungenannte Mitarbeiter über den „Märchen-Almanach auf das Jahr 1828“ folgendes: „Die verschiedenen Dichtungen, aus denen diese Sammlung besteht … werden gewiß mit Recht zu den ausgezeichnetsten ihrer Art gerechnet. An Originalität, Bedeutung, Gedankenfülle und poetischer Wahrheit steht ‚Das kalte Herz‘ allen übrigen voran. Wir wissen nicht, wie viel oder wie wenig von seinem Stoff der Verfasser in der Sage vorfand; aber mochte er auch alles vorgefunden haben, die ergreifende Farbe der Wahrheit, in die er seine Fabel kleidet, die originellen Gestalten, die er seinen Geistern, dem kleinen Glasmännlein des Schwarzwaldes und dem ungeschlachten Riesen Holländermichel mitteilt, die fein ersonnenen und doch widernatürlichen Wendungen, die er seiner Erzählung und dem Schicksal seines Helden, dem Kohlen-Munk-Peter, zu geben weiß, und mit denen er unser Interesse fesselt, wie wenig Märchen dies tun, zwingen uns, den Dichter hier vollkommen auf seinem Gebiet anzuerkennen und zu bedauern, daß eine so versprechende Blüte so früh den Lebensstürmen zum Opfer fallen mußte. Dies Märchen gilt uns denn auch geradezu für das Beste, was Hauff in dieser Stilart hinterlassen hat; es unterhält und befriedigt auf eine wirklich seltene Art und schließt sich in einen Kreis von poetischen Fiktionen und einfachen Naturwahrheiten ein, der nicht schöner und glücklicher erfunden werden kann. Die Sage vom ‚Hirschgulden‘ steht ihr durch die originelle Zeichnung des alten ‚bösen Wetters von Zollern‘ an Verdienst nahe, an Bedeutung und feiner Einkleidung jedoch nach. ‚Saids Schicksale‘, die Erzählung des Jägers, klingen in dieser Umgebung etwas fremdartig und passen nicht recht zu dem Ton des Ganzen; der Verfasser verirrt sich hier nach dem Morgenlande hin, wo es ihm an tüchtigen Wegweisern fehlt. Die ‚Höhle von Steenfoll‘ schmeckt nach einem ausländischen (englischen) Original und hat uns wenig gefallen. Ihre Bedeutung ist fast null, und die Erfindung selbst, den gespenstigen Zug des Kapitäns van Swelder und seiner verunglückten Schiffsmannschaft abgerechnet, nicht glücklich. Desto löblicher ist wieder die Erfindung in der einleitenden und einrahmenden Erzählung selbst … So endet dies heiter erfundene und geschickt durchgeführte Werk gewiß zur vollen Befriedigung jedes an Nachdenken gewöhnten Lesers …“





Märchen-Almanach
auf
das Jahr 1827.




Der Scheik von Alessandria.


Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig., Wien, 1891–1909, Seite 12–13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_4_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)