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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke

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Einleitung des Herausgebers.

Märchen sind Kinder der Königin Phantasie, Geschwister der leichtfüßigeren Träume, die fröhlich und leicht auf die Erde hinabhüpfen und den schlummernden Menschen weben und malen, was ihnen das Herz beglückt und das Auge erfreut“ – so schildert Hauff in der lieblichen Einleitung „Märchen als Almanach“[1] zu seiner ersten Märchensammlung den Ursprung und das Wesen dieser Erzählungsart und der Träume, bei letzteren allerdings allein an die sorglosen, erfreuenden und beglückenden Träume der Kinder denkend. In der Rahmenerzählung seines zweiten Märchen-Almanachs macht er dagegen einen Unterschied zwischen eigentlichen Märchen, in denen die Begebenheiten von dem gewöhnlichen Gange des Lebens abschweifen, fremde Mächte, wie Feen und Zauberer, Genien und Geisterfürsten, auf wunderbare Weise handelnd eingreifen, wobei wir oft in fremde Länder und ferne Zeiten versetzt werden, und zwischen Erzählungen, „die man gemeinhin Geschichten nennt“. – „Die bleiben ganz ordentlich auf der Erde“, fährt er in seiner Erläuterung fort, „tragen sich im gewöhnlichen Leben zu, und wunderbar ist an ihnen meistens nur die Verkettung der Schicksale eines Menschen, der nicht durch Zauber, Verwünschung oder Feenspuk, sondern durch sich selbst oder die sonderbare Fügung der Umstände reich oder arm, glücklich oder unglücklich wird.“

Hauff hat diese Erklärung, die eigentlich mit der Handlung der Geschichte des Scheiks von Alessandria und seiner Sklaven direkt nichts zu tun hat, zweifellos deshalb eingefügt, weil er das Gefühl hatte, in diesem Märchenbande wie auch schon in dem ersten nicht lauter Geschichten vereinigt zu haben, die den Namen Märchen im eigentlichen Sinne verdienen. So decken sich z. B. die Rahmenerzählungen seiner Märchen-Almanache sowie ferner im ersten die Geschichten vom Gespensterschiff und der abgehauenen Hand, im zweiten die vom Juden Abner, vom Affen, die Geschichte Almansors und auch die in diesem Bande enthaltene J. Moriers vom gebackenen Kopf mehr mit dem, was er für „Geschichten“ erklärt, als mit wirklichen Märchen. Als eine dritte Art


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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig., Wien, 1891–1909, Seite 6–7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_4_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)