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‚Der Frosch hüpft wieder in sein Pfuhl,
Wenn er auch säß’ auf einem goldnen Stuhl.‘

sagts Sprichwort; sie werden ihre Büchsen auf die Schulter nehmen und ’s Regieren sein lassen.“

„Und die Württemberger? wie denken sie jetzt vom Herzog? glaubst du, er wird viel Anhang finden? Werden sie uns zu Hülfe ziehen?“

„Was Bürger und Bauern sind, ja. Von der Ritterschaft weiß ich’s nicht, und der alte Herr zuckte die Achsel, wenn ich ihn fragte, und murmelte ein paar Flüche. Ich fürchte, es steht hier nicht alles, wie es soll. Aber Bürger und Bauern, die sind für den Herzog. Es sind allerlei sonderbare Zeichen geschehen, die das Volk aufmuntern. So ist neulich im Remsthal ein Stein vom Himmel gefallen, drauf war ein Hirschgeweih eingegraben und die Worte: ‚Hie gut Württemberg allweg‘, und auf der andern Seite soll man auf lateinisch gelesen haben: ‚Herzog Ulerich soll leben!‘“[Hauff 1].

„Vom Himmel gefallen, sagst du?“

„So sagt man. Die Bauern hatten große Freude dran, aber die bündischen Herren wurden zornig, nahmen die Schulzen gefangen und wollten ihnen abpressen, woher der Stein des Anstoßes komme. Und als man bei hoher Strafe verbot, vom Herzog zu sprechen, da lachten die Männer und sagten, jetzt träumen wir von ihm. Alles wünscht ihn zurück, denn sie wollen sich lieber von ihrem anerkannten Herrn drücken, als von Fremden die Haut abziehen lassen.“

„Gut; der Herzog und seine Reiter können in wenigen Stunden hier sein. Sein Plan ist, sich gerade durchs Land nach Stuttgart zu schlagen. Ist die Hauptstadt unser, so fällt uns auch das Land zu. Und wie ist es mit den Landsknechten dort? Wollen sie mitziehen?“

„Fast hätte ich die vergessen“, sagte Hans; „sie werden ungeduldig werden, wenn wir sie zu lange warten lassen. Gehet doch recht klug mit ihnen um, es sind stolze Gesellen und lassen sich Hauptleute schelten; aber haben wir die fünfe gewonnen, so [315] sind zwölf Fähnlein des Herzogs. Besonders mit dem Oberst, dem langen Peter, müßt Ihr gar höflich sein.“

„Welcher ist der lange Peter?“

„Der dicke Mann, der unter der Eiche sitzt. Er hat einen steifen Schnauzbart und einen vornehmen Hut auf dem Kopf. Der ist der Höchste unter ihnen.“

„Ich will mit ihm reden, wie du sagst“, antwortete der junge Mann und ging mit dem Pfeifer zu den Landsknechten. Die lange Unterredung der beiden hatte sie schon etwas unmutig gemacht, und der kleine Muckerle schoß stechende Blicke auf den Gesandten des Herzogs. Als dieser aber mit edlem Anstand und freiem, siegendem Blick unter sie trat, wurden sie schüchtern und verlegen, und als er sie endlich mit höflichen, schmeichelhaften Worten anredete, wurden ihre tapferen Herzen von der Anmut Georgs von Sturmfeder für des Herzogs Sache gewonnen.

„Wohlerfahrner Oberst“, sprach er, „tapfere Hauptleute der versammelten Landsknechte, der Herzog von Württemberg hat sich den Grenzen seines Landes genaht, hat die Stadt Heimsheim erobert und ist willens, auf gleiche Weise sein ganzes Herzogtum wieder an sich zu bringen –“

„Gott straf’ mein’ Zeel’, er hat recht; thät’z auch zo machen –“

„Er hat den tapfern Arm und die fürtreffliche Kriegskunst der Landsknechte erprobt, als sie noch gegen ihn standen, er versieht sich zu ihnen, daß sie ihm mit gleichem Mute jetzt beistehen werden, und verspricht ihnen mit seinem fürstlichen Wort, die Bedingungen zu halten, die sie ihm angeboten haben.“

„Ein frommer Herr“, murmelten sie untereinander mit beifälligem Nicken – „ein Goldgülden des Monats – und Mordblei – täglich vier Maß Wein für die Hauptleut’!“

Der Oberst stand auf, entblößte sein kahles Haupt zum Gruß und sprach, von manchem Räuspern der Verlegenheit unterbrochen: „Wir danken Euch, hochedler Herr, wollen’z thun, wollen mitziehen – wir wollen dem Schwäbischen Bund heimgeben, waz er unz gethan, zo wollen wir. Die allerbesten und tapfersten wie auch fürtrefflichsten Leute haben zie fortgeschickt, als brauchten zie keine Landsknechte mehr. Da steht zum Beispiel der Hauptmann

Anmerkungen (Hauff)

  1. [434] Die Regentschaft mußte zu jener Zeit viel seltsamer, leichtfertiger und böser Reden hören. Der Keller in Göppingen berichtete einmal, man habe auf der Straße zwischen Grunbach und Heppach ein Kieselstein gefunden, auf dessen einer Seite ein Hirschgeweih mit der Unterschrift: „Hie gut Württemberg alleweg“, auf der andern Seite ein Jagdhorn mit den Worten: „Vive Dux Ulrice“ zu sehen waren. Vergleiche Pfaffs Gesch. von Württemb. I, 306.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig, Wien 1891–1909, Seite 314–315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_1_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)