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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke

Dort schaut er weit in die Thäler hinaus,
Dort ruft er’s froh in die Lüfte hinaus:
 Hurra! Hurra! Hurra!
 Du fröhliche Turnerlust!

25
     Es ist kein Graben zu tief, zu breit,

Hinüber mit flüchtigem Fuß!
Und trennt die Ufer der Strom so weit,
Hinein in den tosenden Fluß!
Er teilt mit dem Arm der Fluten Gewalt,

30
Und aus den Wogen sein Ruf noch schallt:

 Hurra! Hurra! Hurra!
 Du fröhliche Turnerlust!

     Er schwingt das Schwert in der starken Hand,
Zum Kampfe stählt er den Arm;

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O dürft’ er’s ziehen fürs Vaterland!

Es wallt das Herz ihm so warm.
Und sollte sie kommen, die herrliche Zeit,
Sie fände den tapfern Turner bereit.
 Hurra! Hurra! Hurra!

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 Wie ging’s dann mutig in Feind!


     So wirbt der Turner um Kraft und Mut
Mit Frührots freundlichem Strahl,
Bis spät sich senket der Sonne Glut
Und Nacht sich bettet im Thal;

45
Und klingt der Abendglockenklang,

Dann ziehn wir nach Haus mit fröhlichem Sang:
 Hurra! Hurra! Hurra!
 Du fröhliche Turnerlust!


Trost.

Die Mißgunst lauscht auf allen Wegen,
Daß sie der Liebe Glück verrät,
Doch treue, zarte Liebe geht
Auf tausend unbewachten Stegen;

5
Ein Druck der Hand, ein flücht’ger Blick

Sagt mir der Liebe süßes Glück.

     [11] Und zog ich auch in weite Ferne,
Es zog mit mir mein stilles Glück,
Denn schau’ ich nicht der Liebe Blick,

10
So blick’ ich auf zum Abendsterne;

Wie ihres Auges stille Glut
Strahlt er ins Herz getrosten Mut.

     Und wallen meine Tage trüber,
Und dringt kein Trost von ihr zu mir,

15
Und dringt mein Sehnen nicht zu ihr,

Kein Wort von ihr zu mir herüber;
Mein stilles Glück ist nicht getrübt,
Ich weiß ja doch, daß sie mich liebt.

     Drum klag’ ich nicht in weiter Ferne,

20
Weil Neid der Liebe Weg belauscht,

Wenn auch nicht Wort mit Wort sich tauscht,
Mir strahlt ein Trost im Abendsterne;
Aus seinen milden Strahlen quillt
Mir meiner Liebe trautes Bild.


Jesuitenbeichte.

Nach dem Französischen.

Ich liebte zwanzig Mädchen nach der Reihe,
Und jeder war mein ganzes Herz geweiht,
Und jede schwur mir heute ew’ge Treue,
Und brach schon morgen ihren heil’gen Eid.

5
Da schwur und flucht’ ich, keinem Weib zu trauen.

„Mein Sohn, wer flucht, der sündiget. Allein
Die Schuld liegt diesmal wirklich an den Frauen;
Du sollst versöhnet und entschuldigt sein.“

     Weil ich Bestechung haßte wie die Hölle,

10
Fand mein Minister mich zu ungeschickt,

Und einem feilen Kerl gab er die Stelle,
Der sich vor seinem Kammerdiener bückt;
Da wünschte ich Herrn C… zum Teufel.
„Mein Sohn! welch rohe Leidenschaft! Allein

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig, Wien 1891–1909, Seite 10–11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_1_028.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)