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     Da gegenwärtig über die Frage, wieweit Basalt oder Dunit als Material der Tiefseeböden in Frage kommt, noch keine Einigkeit unter den Geophysikern erzielt ist, wollen wir im folgenden der Kürze halber wieder zu der bloßen Unterscheidung zwischen Sial und Sima zurückkehren.


Abb. 61.

Oben: Madagaskar und Seychellen-Bank.
Unten: Die Fidschi-Inseln.
(Tiefenlinien 200 und 2000 m; Tiefseerinnen punktiert.)

     Wenn das Sima wirklich ein zähflüssiger Körper ist, so wäre es merkwürdig, wenn sich seine Fähigkeit zu strömen nur im Ausweichen vor den triftenden Sialschollen äußerte, und nicht auch Strömungen selbständigeren Charakters aufträten. Die Karte gibt an einigen Stellen durch die Verzerrung früher anscheinend geradliniger Inselketten eine unmittelbare Anschauung von solchen mehr lokalen Strömungen des Simas. In Abb. 61 sind zwei Beispiele dafür gegeben, nämlich das der Seychellen und das der Fidschi-Inseln. Der halbmondförmige Seychellenschelf, der die einzelnen, aus Granit bestehenden Inseln trägt, läßt sich weder Madagaskar noch Vorderindien anpassen, deren geradlinige Konturen vielmehr auf einstigen unmittelbaren Zusammenhang deuten. So liegt die Deutung nahe, daß es sich um geschmolzene, von der Unterseite der Scholle aufgestiegene Sialmassen handelt, die dann von dem Simastrom entführt wurden und in der Richtung auf Vorderindien bereits ein gut Stück Weges zurückgelegt haben. Dieser Simastrom, dem auch Madagaskar schon folgt, „läuft“ genau in der Spur Vorderindiens, vielleicht durch dessen Verschiebung

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Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_216.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)