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enthalten; nach außen beiderseits anschließend wieder zwei feuchte Gürtel; und wo sich Zeugnisse von Polarklima finden, liegt ihre Mitte 90 Großkreisgrade vom mittelsten feuchten Streifen und etwa 60 Großkreisgrade vom nächsten trockenen entfernt.

     Betrachten wir zunächst die Karbonzeit als die älteste, für welche bisher Erdkarten nach der Verschiebungstheorie gezeichnet sind. Hier begegnen wir gleich der größten Schwierigkeit der bisherigen Paläoklimatologie, nämlich in Gestalt der permokarbonischen Eisspuren.

     Alle heutigen Südkontinente (und Dekan) trugen am Ende der Karbon- und am Anfang der Permzeit Inlandeis; dagegen ist, von Dekan abgesehen, kein Kontinent der heutigen Nordhalbkugel in dieser Zeit vereist gewesen.

     Am genauesten sind diese Inlandeisspuren in Südafrika studiert, wo Molengraaff 1898 zuerst unter der alten Moräne den vom Eise geglätteten Felsboden auffand und damit die letzten Zweifel an der Moränennatur des dortigen „Dwykakonglomerats“ beseitigte [165]. Die späteren Untersuchungen, von denen besonders diejenigen von du Toit hervorzuheben sind [166], geben ein sehr eingehendes Bild von dieser Eisbedeckung. An vielen Stellen kann man aus den Schrammen auf dem geglätteten Felsen die Bewegungsrichtung des Eises ablesen; man kann so eine Reihe von Vereisungszentren feststellen, von denen das Eis ausstrahlte, und man wird auch schon aufmerksam auf geringfügige Zeitdifferenzen in der Haupttätigkeit dieser Zentren, die im ganzen einer Verlagerung der größten Eismächtigkeit vom (heutigen) Westen nach Osten entsprechen. Vom 33. Breitengrad südwärts liegt in Südafrika der Blocklehm konkordant auf Meeresablagerungen und erscheint als deren unmittelbare Fortsetzung; man kann dies nur so deuten, daß das Inlandeis hier als schwimmende „Barriere“ geendet hat wie heute in der Antarktis, wobei die am Unterrand ausschmelzende Grundmoräne als natürliche Fortsetzung der früheren Meeressedimentation sich auf diese legte. Die Schneegrenze muß hier also im Meeresniveau gelegen haben. Auch schon die Ausdehnung dieser südafrikanischen Vereisung, die fast der heutigen von Grönland gleichkommt, beweist, daß es sich um echtes Inlandeis und nicht etwa um eine bloße Gebirgsvergletscherung handelt.

     Aber ganz dieselben Moränenablagerungen finden sich auch auf den Falklandsinseln, in Argentinien und Südbrasilien, in Vorderindien und in West-, Mittel- und Ostaustralien. In allen diesen

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_135.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)