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der üppigere und unterbrechungslose Pflanzenwuchs der Tropen ceteris paribus Torfschichten von größerer Mächtigkeit erzeugen kann als der langsamere in den gemäßigten Breiten.

     Eine besonders wichtige Gruppe von Klimazeugnissen bilden die Produkte der Trockengebiete, insbesondere Salz, Gips und Wüstensandsteine. Steinsalz entsteht durch Verdunsten von Seewasser. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um größere Überschwemmungen (Transgressionen) des Festlandes, die durch Bodenbewegungen ganz oder doch in ausreichendem Maße vom offenen Meere abgesperrt werden. In den Regenklimaten werden sie zunehmend ausgesüßt, wie die Ostsee. Im Trockenklima aber, wo die Verdunstung gegenüber dem Niederschlag überwiegt, wird bei völliger Absperrung zunächst das Areal der Überschwemmung durch Austrocknung immer kleiner und die Salzlösung immer konzentrierter, bis schließlich die Ausscheidung des Salzes vor sich geht: zuerst wird Gips ausgefällt, dann Kochsalz (Steinsalz) und ganz zuletzt auch die leicht zerfließenden Kalisalze. Die Gipsablagerungen nehmen daher in der Regel den größten Raum ein; eingestreut in ihnen finden sich Steinsalzlagen und nur selten auf beschränktem Raume Kalisalze. Noch weit gewaltigere Räume werden von den zu Sandstein verhärteten Wanderdünen der ehemaligen Wüsten bedeckt, die durch Mangel an Vegetation und Tierleben ausgezeichnet sind. Ihr Zeugnis für Trockenklima ist aber kein so sicheres wie das von Salz und Gips, da Sande und Dünen, wenn auch in geringerer Ausdehnung, auch in regenreichen Klimaten als Strandbildungen auftreten, wie heute in Norddeutschland, und sogar vor dem Rande des Inlandeises, wie die Sandr auf Island. Einen, wenn auch schwachen, Anhalt über die Temperaturverhältnisse liefert die Farbe dieser Sandsteine, weil in den Tropen und Subtropen bei der Bodenbildung die rote Farbe, in den gemäßigten und hohen Breiten braune und gelbe Farbe vorherrscht. Strandsande sind freilich auch in den Tropen weiß.

Für die Ablagerungen des Meeres gilt das Gesetz, daß mächtige Kalkschichten nur in den warmen Gewässern der Tropen und Subtropen abgesetzt werden können. Die Ursache ist, wenn auch Bakterientätigkeit eine Rolle dabei zu spielen scheint, sehr wahrscheinlich einfach die Tatsache, daß das kalte Polarwasser viel größere Kalkmengen lösen kann und daher ungesättigt ist, während das warme Wasser der Tropen, das viel weniger Kalk in Lösung haben kann, gesättigt oder übersättigt ist (vgl. die Ausscheidung

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Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_129.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)