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gab: die eine nach Neuseeland, vermutlich über die Westantarktis, und die andere nach Australien, vermutlich über die Ostantarktis. Neuseeland scheint dabei trotz seiner damals viel näheren Lage bei Australien mit diesem, wenn überhaupt, so nur kurze Zeit in eigentlicher Landverbindung gestanden zu haben. Bei der genauen Klärung dieser Vorgänge ist natürlich unsere geringe Kenntnis der Antarktis äußerst hinderlich.

     Das Becken des Pazifischen Ozeans muß nach allem, was wir wissen, schon seit sehr alten geologischen Zeiten als solches bestanden haben. Eine Reihe von Autoren hat zwar das Gegenteil angenommen, wie Haug, der die Inseln als Reste eines großen „abgesunkenen“ Kontinents deuten will, oder Arldt, der die Beziehungen zwischen Südamerika und Australien durch eine dem Breitenparallel folgende Landbrücke quer durch den Südpazifik erklären zu sollen glaubte — während doch der Blick auf den Globus sofort zeigt, daß der Weg von Südamerika nach Australien über Antarktika geht. Auch v. Ihering hat einen pazifischen Kontinent angenommen, aber die Gründe hierfür sind, wie schon früher unter anderem von Simroth [144] gezeigt und neuerdings wieder von v. Ubisch [149] betont wurde, durchaus unhaltbar. Auch Burckhardt hat einen südpazifischen Kontinent, der sich von der Westküste Südamerikas nach Westen erstreckte, angenommen, aber der Grund hierfür besteht nur in einer einzelnen geologischen Beobachtung, die sich wohl auch anders erklären läßt. Jedenfalls ist auch diese Hypothese von Simroth [144], Andrée [145], Diener, Sörgel u. a. abgelehnt, und selbst Arldt, einer der wenigen Anhänger, muß zugeben, daß diese Landbrücke sich am wenigsten von allen stützen läßt [146]. Wir befinden uns also mit unserer Annahme einer Permanenz der pazifischen Tiefsee mindestens seit der Karbonzeit in Übereinstimmung mit der weit überwiegenden Mehrzahl der Forscher.

     Biologisch ist dies größere Alter des Pazifik gegenüber dem Atlantik gut ausgeprägt. So schreibt v. Ubisch [117]: „Im Stillen Ozean finden wir zahlreiche altertümliche Formen, wie Nautilus, Trigonia, Ohrenrobbe. Derartige Formen fehlen im Atlantischen Ozean.“ Und Colosi [118] hebt hervor, daß die Fauna des Atlantik ebenso wie die des Roten Meeres dadurch ausgezeichnet ist, daß sie stets nur Verwandtschaftsbeziehungen zu den angrenzenden Gebieten zeigen, während für den Pazifik vereinzelte Verwandtschaftsbeziehungen zu weit entfernten Gebieten charakteristisch sind;

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_115.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)