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ganz fehlt, wodurch die Unterlegenheit Ostasiens hinsichtlich des Faltungsbetrages noch unterstrichen wird.

     Das erste Resultat, die große Variabilität im Ausmaß der Faltung in der mediterranen Faltungszone, erklärt Argand durch die Heterogenität der Sialschollen, die sich hier begegnen. „Umgekehrt zeugen die schwachen Schwankungen der Tonnage im zirkumpazifischen Gebiet von der Anwesenheit oder dem Vorherrschen eines homogeneren und nachgiebigeren Materials unter dem Stillen Ozean, als es die stark heterogenen und stets sehr widerstandsfähigen Kontinentalblöcke sind.“… „Die Verschiebungstheorie trägt ohne Schwierigkeit den Tatsachen der Verteilung der Tonnage und deren unmittelbaren Deutungen Rechnung. Für sie ist das relativ homogene und nachgiebige Material des Pazifik das Sima… Die Verschiebungstheorie erklärt leicht die zweite und dritte Gruppe von Tatsachen, in denen sich die energetische Unterlegenheit Ostasiens gegenüber Amerika äußert. Sie läßt Vorgänge der Vorderseite zu, welche das Sial unter gewissen Bedingungen gegen das Sima pressen und falten, und Vorgänge der Rückseite, die aus einem Rückzug des Sials bestehen, wodurch eine mehr oder minder vollständige Unterbrechung der Faltenbildung bedingt wird, mit den Wirkungen des Zuges: gezerrte Brüche, knopflochähnliche Zerreißungen, die Randmeere bilden, Zurücklassung von Gebirgszügen, die von da ab in der Spur des Kontinents nachschleppen als mehr oder weniger abgelöste Girlanden, während das Sima, gezwungen, sich neuen Bedingungen anzupassen, hinter der Scholle aufsteigt. Durch die Verspätung, mit der sich dieses Aufsteigen vollzieht, entstehen die tiefen Furchen, aus denen die klassische Auffassung Vortiefen macht. Da die Verschiebungstheorie verlangt, daß die Vorgänge der Vorderseite überwiegend am Westrand von Amerika und die der Rückseite lange Zeit in Ostasien stattgefunden haben, so erklärt sich das Übergewicht des ersteren über das letztere an Tonnage von selbst.“

     „Die Eleganz, mit der die Verschiebungstheorie diese bedeutsamen Tatsachen erklärt, die zur Zeit ihrer Aufstellung nicht bekannt waren, ist gewiß ein starkes Zeugnis zu ihren Gunsten. Strenggenommen beweist zwar keine dieser Tatsachen die Verschiebungstheorie oder auch nur das Vorhandensein des Simas, aber sie alle stimmen vorzüglich zu beiden, bis zu einem Grade, der sie sehr wahrscheinlich macht.“

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_089.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)