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     Von den weiteren Darstellungen, die sich in dem wichtigen Werke befinden, geben wir nur noch Abb. 23 wieder, welche anschaulich zeigt, wie vollständig die Ergebnisse dieses hervorragenden Tektonikers mit denen der Verschiebungstheorie übereinstimmen. Argand macht u. a. auf folgende Eigentümlichkeit aufmerksam. Betrachtet man die drei Züge der Grundfaltengebiete I, II, III, die Argand als eine große Virgation auffaßt, so zeigen die einzelnen Züge eine den Anden Südamerikas ähnliche, aber nach Osten abnehmende Krümmung. Argand schließt (S. 317 bis 318): „Ein plastischer Stoß, der von Westen kam und sich dem ganzen Hauptgefüge von Gondwanaland mitteilte, hat sich quer durch die Kontinentalmasse bemerkbar gemacht, und seine Wirkung auf die Linienführung ist langsam nach Osten abgeklungen.“ Wie bei allen Grundfalten, habe man auch hier für die Erklärung die Reibung am unten liegenden Sima und die innere Deformation des Sials zu berücksichtigen; dazu kam hier, „vor der atlantischen Spaltung, der Widerstand des pazifischen Simas vor dem nach Westen treibenden Gondwana, d. i. an der Vorderseite dessen, was jetzt Südamerika ist… Vergeblich würde man versuchen, ohne solchen Kräftezusammenhang zwischen den Anden und dieser Virgation alle diese Homologien zu erklären… Die Existenz andiner Bewegungen nördlich vom Tanganikagebiet, die durch die Diskordanz der mittleren Kreide über Juraschichten bezeugt wird, zeigt, daß dieser Kräftezusammenhang, weit davon, illusorisch zu sein, mindestens die ganze Breite der noch miteinander zusammenhängenden Schollen von Südamerika und Afrika umfaßte.“

     Noch auf ein anderes Ergebnis Argands muß hier hingewiesen werden. Er hat für die Hauptfaltungszonen den Faltungsbetrag der Grundfalten bestimmt; auf die Methode einzugehen, ist hier nicht der Ort. Das Ergebnis drückt er in Tonnage pro Längeneinheit aus. Er unterscheidet ferner die Tonnage der Grundfalten (im Sial) und die der „neuen Ketten“, die für Energiebetrachtungen von geringerer Bedeutung sind. So findet er auf statistischem Wege, daß im mediterranen Faltenzug (Alpen—Himalaja) die „Tonnage“ stark schwankt, im Gegensatz zum zirkumpazifischen Faltenzug. Insbesondere hat der enorme zentralasiatische Zusammenschub keine Parallele am pazifischen Ufer. Weiter ist die „Tonnage“ an der nordamerikanischen Westküste sehr viel größer als an der Ostküste Asiens. Und drittens ist die Tonnage der neuen Ketten in Ostasien absolut und relativ größer als in Nordamerika, wo sie fast

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Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_088.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)