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des Atlantik, c) im Pazifik wiedergegeben. Nach rechts ist die Periode, nach oben die Geschwindigkeit der Wellen abgetragen. Wären die Messungen fehlerfrei, so müßten alle Punkte auf einer Kurve liegen, deren Lage im Diagramm von der Schichtdicke abhängt. In a) und b) sind drei solche theoretischen Kurven für die Schichtdicke 30, 60 und 120 km eingetragen, in c) mehrere für die Schichtdicke Null. Gutenberg schließt, daß sich für Eurasien die Punkte am besten der Kurve für die Schichtdicke 60 km, für die vorwiegend atlantischen Strecken besser der für die Schichtdicke 30 km, für den Pazifik aber derjenigen für Schichtdicke Null anschmiegen. Die Streuung ist groß, das Verfahren also kein sehr genaues. Das Ergebnis ist aber später von Gutenberg noch weiter gestützt worden. Das wichtigste ist, daß im Pazifik die oberste Schicht auch nach dieser Untersuchung zu fehlen scheint, und daß sich für Strecken, die vorwiegend im Atlantik verlaufen, also teils über Tiefsee, teils über kontinentales Gebiet, ein zwischen Null und 60 km liegender mittlerer Wert der Schichtdicke ergibt[1].

     Wie oben erwähnt, fand schon Angenheister, daß auch die Periode der Nachläuferwellen im Bereich des Pazifik größer ist als auf dem asiatischen Kontinent. Dies ist von Wellmann [49] genauer untersucht und bestätigt worden. Er faßt seine Ergebnisse anschaulich in Abb. 14 zusammen, in der die Herde der von ihm untersuchten Beben gekennzeichnet sind, und zwar durch Kreuze oder ausgefüllte Kreise, je nachdem sie Nachläufer mit langer oder kurzer Periode auf den Registrierungen in Hamburg lieferten. Berücksichtigt man, daß der Weg der Wellen vom Herde bis nach Hamburg stets senkrecht zu den in der Abbildung gestrichelten Linien gleichen Abstandes von Hamburg verlaufen muß, so zeigt die Abbildung in anschaulicher Weise, daß die von den Kreuzen gekommenen Wellen vorzugsweise über Tiefseegebiete (Pazifik, Nordmeer, Nordatlantik) gelaufen sind, während die von den schwarzen Kreisen herrührenden vorzugsweise über Kontinentalgebiet (Asien) gelaufen sein müssen.

     Man sieht also, daß die Erdbebenforschung in ihrer neueren Entwicklung auf den verschiedensten, voneinander unabhängigen Wegen zu einer Bestätigung der Vorstellung gekommen ist, daß die Tiefseeböden grundsätzlich aus anderem Material bestehen als


  1. Gutenberg will, meines Erachtens mit Unrecht, in dem Ergebnis für den Atlantik einen Widerspruch gegen die Verschiebungstheorie sehen, worauf in Kap. 11 zurückgekommen werden wird.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_049.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)