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Wie die Rosse des Waldschlosses froh in die Luft hinauswieherten, daß endlich der Spuk gelöst sei, so huben sich auch die Merino Mutterschaafe und Böcke der Schnapphahnski’schen Güter freudig empor und blöckten ihrem schuldenfreien Herrn ein lustiges Willkommen.

Schnapphahnski hatte keine Schulden mehr.

Jeder, der einmal Schulden hatte, wird die Seligkeit dieses Gefühles zu begreifen wissen. Schulden gehören zu den unangenehmsten Rückerinnerungen; Schulden sind gewissermaßen der Katzenjammer längst verrauschter Genüsse. Alle dummen Streiche, die wir im Leben begingen, treten in den steifen Ziffern unserer Schulden noch einmal ärgerlich vor unser Gedächtniß und mit widerlichen Grimassen grins’t die Vergangenheit in unsere Gegenwart herein.

Das Schlimmste bei den Schulden ist indeß, daß wir mit den Schulden Gläubiger bekommen! Diese ernsten, mürrischen Leute, die uns auf der Straße mit Nasenrümpfen anschauen, die schon in der goldenen Frühe an unsere Thür pochen, um uns all ihren Jammer vorzuleiern, ja, die uns gar bei der Arbeit überraschen, wenn wir mit den höchsten Weltinteressen beschäftigt sind, um uns von dem Sinai unserer Gedanken in das todte Meer ihrer kleinbürgerlichen Misere hinabzuziehen – O es ist entsetzlich!

Empfohlene Zitierweise:
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_207.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)