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„Nun, der ist bei weitem einfacher, vielleicht zu einfach, als daß Sie sicher und gewiß damit zum Ziele kommen. So weit ich Sie zu beurtheilen verstehe, werden Sie die Rolle eines Roué’s besser spielen können, als die eines Gimpels; die zweite Manier, die Herzogin zu erobern, besteht nämlich wie gesagt darin, daß Sie eben als harmloser, unerfahrener Jüngling auftreten um die Herzogin durch Ihre Naivetät zu besiegen, durch das Reizende einer unerhörten Unbefangenheit, durch eine bis zum Exzeß getriebene Heuchelei der tugendhaftesten, uneigennützigsten Liebe. Sie wissen, in welcher Verlegenheit sich die Herzogin befindet, wie sie alle Ressourcen des Vergnügens erschöpft hat, wie sie längst von ihren erträglichsten Anbetern im Stich gelassen wurde – – Sie wissen Alles. Jede neue Aventüre würde ihr willkommen sein, aber schwärmen, schwärmen wie früher, würde sie nur für den, der den Frühling des Lebens wieder in ihr Alter hineinzauberte, der durch die jugendlichste Hingebung, wenn auch nicht das Reelle eines jugendlichen Umgangs, so doch wenigstens die Erinnerung an die Lust der Vergangenheit bei ihr heraufbeschwöre, um sie auf diese Weise das durchlebte scheinbar aufs Neue erleben zu lassen. Brächten Sie diese Täuschung bei der Herzogin zu Wege, so glaube ich, daß sie wahnsinnig vor Freude

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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_171.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)