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„Und gehorchen Sie mir.“

„„Was soll ich thun?““

„Sie soll’n sich verlieben – ein Weib nehmen!“

– Der Kopf des Professors sank auf die Brust, die Tabackspfeife entfiel seiner Hand und Wolken der tiefsten Verlegenheit, des innigsten Schmerzes verdunkelten die Stirn des unglückseligsten Mannes.“

„„Herr Doktor““ fuhr endlich der Gepeinigte in sehr gedrücktem, schleppendem Tone fort – „„Herr Doktor, Sie wissen, ich bin Theologe. Ihr Befehl widerspricht meinem ganzen System, meiner ganzen Anschauungsweise. Ein viertel Jahrhundert lang, bin ich der Stimme meines Innern, meiner Ueberzeugung treu geblieben und glaube auch heute noch an das, was uns der Apostel sagt im 8ten Verse des 7ten Kapitel seiner Epistel an die Corinther[1], wo da geschrieben steht, daß es besser ist, wenn die Ledigen bleiben, wie der Apostel, nemlich ebenfalls ledig und unbeweibt – –““

„Narrenspossen, nichts als Narrenspossen!“ – unterbrach hier der Doktor – „und außerdem vergessen Sie Herr Professor, daß es im 9ten Verse[2] heißt: „„So sie aber sich nicht enthalten können, so laß sie freien. Es ist besser freien, denn – –““


  1. Luther-Bibel: Jch sage zwar den widwehern vnd witwynnen. Es ist yhn gut, das sie auch bleyben wie ich. [1]
  2. Luther-Bibel: So sie aber sich nicht enthalten, so laß sie freyen. Es ist besser freyen denn brennen.[2]
Empfohlene Zitierweise:
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_158.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)