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Tanzende zu beschauen, ist ein Kunst- und Natur-Genuß zu gleicher Zeit. Der Tanz enthüllt nicht nur manchen Körpertheil, den wir bei der Prüderie unsres Jahrhunderts selten en masse zu bewundern Gelegenheit haben, nein, die melodisch dahinfluthende Bewegung der Gestalten, zeigt uns, daß diese und jene Glieder auch noch einer ganz andern, als der gewöhnlichen Thätigkeit fähig sind und unwillkührlich söhnen wir uns mit unsern alltäglichen Erinnerungen aus, wenn wir die Menschen wieder einmal so kindlich-sonntäglich vor unsrer Nase herumspringen sehen.

Die Kunst- und Naturstudien auf einem Brüsseler Balle haben freilich ihre Gränzen und unser Ritter würde mit seinen Forschungen bald zu Ende gewesen sein, wenn nicht eine ungemein lebendige und graziöse Maske seine Aufmerksamkeit stets von Neuem in Anspruch genommen hätte. Bald einen entzückend kleinen Fuß, bald eine zierliche Hand und bald einen Nacken zeigend, der durch seine herrlichen Formen alle übrigen Gestalten des Balles hinter sich ließ, wußte die Geheimnisvolle unsern Ritter stundenlang zu fesseln. Vergebens suchte er aus der Verschleierten irgend ein bekanntes Wesen herauszufinden: sie widerstand seinen genauesten Beobachtungen durch so räthselhafte Gebärden und seinen kühnsten Fragen durch so zweideutige Antworten, daß er zuletzt davon überzeugt

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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_078.png&oldid=- (Version vom 17.8.2016)