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Schnapphahnski belagerte seine Carlotta mit einer wahrhaft horntollen Beständigkeit.

Aber ach, es war alles umsonst. Der edle Ritter seufzte seine besten Seufzer, er warf seine glühendsten Blicke, er erschöpfte „seine ganze Kriegeskasse“ und doch sah Carlotta noch immer von der Bühne hinab in das Parquet, wo stets an derselben Stelle, rein aus Zufall, ein wahrer Adonis von einem Gardeoffizier stand und mit der lebendigen Künstlerin das Kreuzfeuer der verliebtesten Blicke führte.

Da sammelte der edle Ritter seine Gedanken um sich, wie einen Kriegsrath und beschloß, die Belagerung aufzuheben. Man glaube indeß ja nicht, daß Herr von Schnapphahnski ein solcher Narr gewesen wäre, um rein als Geprellter von dannen zu ziehen. Gott bewahre! Der Mann, der die Gräfin S. auf der Landstraße aussetzte und die Hiebe seines Gegners mit nassen Sacktüchern parirte, er wußte auch jetzt seine Ehre zu retten.

Tiefsinnig schritt er unter den Linden auf und ab und nachdem er einen Morgen und einen Nachmittag mit sich zu Rathe gegangen war, ließ er plötzlich am Abend anspannen und seinen leeren Wagen vor das Hotel Carlotten’s fahren.

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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 041. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_041.png&oldid=- (Version vom 17.8.2016)