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Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 11

seine natürliche Freiheit verletzt war, und ergrimmte vor Wuth. Ergriffen die Männer bei dem Anlasse Parthei gegen den Fürsten, so bildeten, wie sich begreifen läßt, alle ehrsamen Hausfrauen ein noch engeres Komplott, und schleuderten die ganze Macht ihres Unwillens auf das Haupt des Gesalbten. Die Erbitterung fand um so reichlichere Nahrung, weil in dem Kaffee-Edikte nicht bloß ein Gewaltstreich, sondern auch insofern die höchste Ungerechtigkeit lag, als dabei hauptsächlich die Standesverschiedenheit in Betracht gezogen war. Der Vornehme und Reiche sollte einen Lebensgenuß behalten, welchem man dem weniger Begüterten und dem geringen Manne versagte, der Vornehme und Reiche sollte zu den Vorzügen, die ihn schon seither auszeichneten, auch noch den gewinnen, daß der weniger Begüterte und der geringe Mann ihn um das Vorrecht des Kaffeetrinkens zu beneiden hatte. Der Mittelstand aber glaubte, daß er auf dieses Getränk gleich jedem Anderen ebensoviel Anspruch habe, wie auf die freie Luft unter dem Himmelsbogen. Man begnügte sich indeß bei aller Gährung, welche die Gemüther bewegte, einstweilen mit bitteren Aeußerungen der Unzufriedenheit, mit Spottreden und Pasquillen. In der Hauptsache tröstete das Volk sich mit der Ueberzeugung von der praktischen Unausführbarkeit der fürstlichen Grille. Auch trat die Verordnung nicht so ins Leben, wie der Hof es wünschen mochte, weil die mit der Handhabung derselben zunächst beauftragten niederen Polizeibeamten die Bedürfnisse und Gefühle der Menge selber theilten und daher ihren Controldienst meist sehr nachlässig versahen. Unter solchen Umständen blieb der Verkehr mit dem Kaffee eben so allgemein, wie er vorher gewesen war, nur daß man dabei heimlicher und mit mehr Vorsicht zu Werke ging, und daß manche schüchterne Hausfrau nicht selten das Kellergewölbe statt des Küchenheerdes zur Bereitung ihres lieben Gebräues wählte.

Fast waren vier Jahre verlaufen und man hielt die Sache bereits für eingeschlafen, als es dem Fürsten Wilhelm Anton

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Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 11. Friedrich Regensberg, Münster 1849, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_WZ_Bd11_1849_342.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)