Seite:De WZ Bd11 1849 338.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 11

nichts von einer Uebergabe hören, und wie die unter dem erneuerten Bombardement einstürzenden Gewölbe die Seinigen zu verschütten droheten, sammelte er die kleine Schaar wieder in den freien Raum der Festungswerke und mahnte sie, sich so lange zu wehren, bis jede Rettung verloren sei. Der Kampf dauerte noch über eine Stunde; da geschah es, daß die aus bloßen Faschinen aufgeführten Bollwerke bald nach allen Richtungen in Brand geriethen. Die von einem Feuergürtel umringte und in Rauch eingehüllte Besatzung kam dadurch in die Gefahr, dem Erstickungstode überliefert zu werden. Dies bewog endlich den herzhaften Kommandanten, das Zeichen zur Uebergabe der vernichteten Feste aufzustecken. Es war drei Uhr Nachmittags, als das Häuflein Franzosen sich zum Abmarsch durch das Galgenthor anschickte. Die Macht der Geschütze hatte ihre Wirkung blos an den Mauer- und Bauwerken gezeigt; Blut war wenig geflossen; man sagt, es sei auf beiden Seiten nicht ein Mann umgekommen.

In ehrenvoller Anerkennung der Ausdauer und Kühnheit, womit die kleine Besatzung sich Stundenlang gegen einen fünf und siebenzigfach stärkeren und an Zerstörungswerkzeugen in gleichem Grade überlegenen Feind zur Wehr gesetzt hatte, gewährte man derselben freien ungehinderten Abzug. Ein Hessisches Dragoner-Detaschement begleitete die Abziehenden bis nach Wipperfürt, wo sie von dem Korps des Markis von Constans aufgenommen wurden. Die Verbündeten nahmen unterdessen von der Trümmer- und Aschenstätte Besitz und ließen den Rest der Mauerwerke sprengen. Dann ging es ans Plündern, besonders ward alles in den unteren Räumen des zerstörten Schlosses vorgefundene kurfürstliche Gut sammt dem Archiv, und was sonst an kostbaren Geräthschaften und Kirchen-Eigenthum dorthin geflüchtet worden war, eine Beute der Soldaten. Drei und fünfzig Häuser der Stadt lagen in Schutt, die wenigen Habseligkeiten, welche die bedrängten Einwohner aus dem Feuer gerettet hatten, verloren sie größtentheils durch den Raub. Um das Maaß ihres Elends ganz zu füllen, wurden

Empfohlene Zitierweise:
Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 11. Friedrich Regensberg, Münster 1849, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_WZ_Bd11_1849_338.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)