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der Pfarrgeistlichkeit von Gmünd den drei Mendikantenklöstern daselbst, „weilen sie sollen derselben nit allein einen merklichen Abtrag gethan, sondern auch anmaßend in deren Pfarrgerechtigkeit eingegriffen haben“, das Messelesen in der Pfarrkirche verboten worden sei; Bürgermeister und Rat wollten sich das aber nicht gefallen lassen, sondern sich beim Bischof darüber beschweren und die Mendikanten sich diesem Schritt anschließen. Der Erfolg desselben ist nicht bekannt, wie überhaupt die Quellen ein halbes Jahrhundert lang zu fließen aufhören.

Im Jahre 1715 fing der Guardian Raymund Lemmermayer, der auch eine Hauschronik anlegte, an, die sehr ruinös gewordene Kirche zu restaurieren[1], und ließ zu diesem Zweck in aller Welt Almosen sammeln. Das Klostergebäude war aber in einem solchen Zustande, daß ein vollständiger Neubau nötig war. Aus diesem Anlaß entstand jedoch ein langwieriger Streit mit den Adjacenten, so daß erst am 19. April 1718 der Grundstein[2] (durch den Stadtpfarrer und Dekan Johann Schleicher) gelegt werden konnte. Im folgenden Jahre weihte der Augsburger Weihbischof in der Kirche drei neue Altäre, während 1720 die Antoniuskapelle eine Renovierung erfuhr[3]. Am 22. April 1722 wurde im neuerbauten Kloster „mit sonderer Freud des Cleri saecularis als auch des hochlöblichen Magistrats und der ganzen Bürgerschaft“ ein kleines Provinzkapitel gehalten unter dem Vorsitze des diesem Kloster angehörigen Provinzials Andreas Sartorius, der dort auch am 22. März 1723 starb[4]. Im Jahre 1750 fand daselbst ein großes Provinzkapitel statt, nachdem die beiden andern zu Gmünd befindlichen Orden der Augustiner und Dominikaner kurz zuvor ebenfalls solche Kapitel gefeiert hatten[5].


  1. „Sublato e choro anteriori organo ad inferiorem locum (Empore) translato.“ Danach scheint bis dahin der im Mittelalter auch in den Minoritenkirchen gebräuchliche Lettner noch vorhanden gewesen zu sein. Namentlich wurde auch das Dachwerk der Kirche einer durchgreifenden Reparatur unterworfen.
  2. Derselbe erhielt folgende chronostichische Inschrift: „posItIo LapIDIs In noMIne patrIs et fILII et spIrItVs sanCtI.“
  3. In der Folge wurden durch die reichlichen Spenden verschiedener Wohlthäter Veränderungen in der Kirche vorgenommen, namentlich wurde eine neue Kanzel errichtet, neue Fenster eingesetzt und die Orgel repariert. Im Jahre 1746 ließ der dem Dritten Orden angehörige Geistliche Ignaz Stahl auf seine Kosten einen neuen Altar z. E. der hl. Barbara errichten und erlangte auch durch Vermittlung des Exprovinzials Joachim Roth, der damals als Generalassistent zu Rom sich befand, zwei päpstliche Gnadenbriefe für die sterbenden und verstorbenen Mitglieder der St. Barbara-Bruderschaft; 1735 wurde ein hl. Grab und 1736 eine Krippe errichtet, dann 1747 eine von R. D. Peter Reiß III. 0. geschenkte Statue, Christus an der Geiselsäule darstellend, auf dem Marienaltar aufgestellt und 1748 der Kirche von einem Bürger eine in Silber gefaßte Kreuzpartikel geschenkt, zu deren öffentlicher Verehrung der Augsburger Weihbischof die kirchliche Erlaubnis erteilte.
  4. . Außer andern seinem Mutterkloster bewiesenen Wohlthaten beschenkte A. S. die dortige Bibliothek mit wertvollen Büchern, namentlich den exegetischen Werken des Cornelius a Lapide. Auch ein Neffe dieses Provinzials, Lazarus Sartorius, gleichfalls ein tüchtiger und besonders um seinen Nativkonvent verdienter Mann, gehörte diesem Kloster an. Von ihm heißt es in der Hauschronik: „R. P. Lazarus Sartorius ad exemplum sui cognati Andreae p. m. plurima convontui suo praestitit procurando calicem, libros, pecunias, utensilia sacra et profana, praeter haereditatem sat pinguem.“ In ähnlicher Weise hatte sich um sein Mutterkloster Gmünd verdient gemacht der im Konvent zu Konstanz befindliche und im dortigen Dome das Beichtvateramt versehende P. Dionys Harth († 1736 Sept. 9), „qui libros, pecunias, ornatum seu supellectilem sacram, imagines pictas et multa alia conventui suo transmisit.“
  5. „1743 Maii 3 celebrarunt hic Gamundiae P. P. Augustiniani solemniter capitulum provinciale cum processione, concione et officio in ecclesia parochiali; 1749 Maii 4 celebrarunt hie P. P. Dominicani cap, prov. per 5 dies cum totidem concionibus et officiis et 2 disputationibus, ad quas nos (Minoritae) quoque argumentantes invitati sumus.“
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)