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Constanz abgehaltenen Provinzkapitel unter den jüngst Verstorbenen sowohl er als auch Hugo Bensell als ehemalige Guardiane von dort angeführt. Hierauf wurde Crispin Heußlin Guardian daselbst. Dieser stand dem Kloster bis zum Jahre 1583 löblich vor, dann aber wurde er von dem Grafen Wilhelm von Öttingen, welcher schon den Minoriten Johann Alberti[1] als Hofkaplan berufen und ihm dann auch die Verwaltung des von seinen Ahnen gestifteten, nun aber ausgestorbenen Brigittenklosters Maihingen übertragen hatte, bei dessen 1583 erfolgtem Ableben als sein Nachfolger begehrt. Der Provinzial schrieb unterm 5. März 1583 an den Rat von Gmünd, er könne diesen Wunsch nicht abweisen, andererseits aber augenblicklich keinen anderen Guardian nach Gmünd schicken; man möge deshalb einiges Zusehen haben, den bisherigen Guardian aber vor seinem Abzug zur Rechnungsstellung veranlassen. Zwei Monate später ernannte der Provinzial einen neuen Guardian in der Person des Thanner Konventualen Matthias Debelin (Deubelin) und empfahl ihn dem dortigen Rate, der auch in verbindlicher Weise erwiederte. – Unter den folgenden Guardianen ist namentlich Dr. Caspar Gehmann hervorzuheben, der 1595–1598 Provinzial war und hierauf das Guardianat zu Gmünd, das er auch schon vorher (1594) inne gehabt haben soll, übernahm und daselbst 1604 hochbetagt unter dem Ausrufe: „Jam vici“ starb[2].

Einer seiner nächsten (vielleicht der unmittelbare) Nachfolger war der um das Gmünder Kloster hochverdiente Jakob Laib. Derselbe, ein ebenso frommer wie eifriger Ordensmann, ließ sich die Hebung des Klosters in jeder Beziehung angelegen sein. Es geht dies insbesondere aus den beiden folgenden Schriftstücken hervor. Unterm 4. August 1612 schrieb von Gmünd aus Anton Fugger[3] an den Provinzial Bishalm, er werde wissen, wie das dortige Kloster durch nicht geringen Fleiß, Mühe und Arbeit des ehrwürdigen und hochgelehrten Herrn Gu. Jakob Laib (gegenwärtig sein Beichtvater) restauriert und renoviert worden sei. Dieses Kloster sei jedoch mit einem geringen Einkommen versehen und der Guardian deshalb gleichsam gezwungen, zwei Conditiones zur Abhaltung des sonn- und festtäglichen Gottesdienstes zu übernehmen, nämlich in Hohenrechberg und in Horn; für die Aushilfe an letzterem Orte würden 100 fl. bezahlt, für jene zu Hohenrechberg hätten sich seine lieben Schwäger, die Freiherren Hans Wilhelm und Kaspar Bernhard von Rechberg, die dem Orden wohl affektioniert wären, verwilligt, in Zukunft 200 fl. statt wie bisher 160 fl. zu verabreichen. Da der Guardian aber nur noch einen Priester im Kloster habe, so möge der Provinzial wenigstens noch einen weiteren qualifizierten Priester dahin versetzen. In dem kaiserlichen Gnadenbrief d. d. Wien 4. Nov. 1623 wird Jakob Laib, der mit der Gnade Gottes und der mildreichen Beisteuer gutherziger Leute sein Kloster bereits so hergestellt habe, daß bei demselben jetzt fünf Priester nebst drei Laienbrüdern unterhalten werden, zu dessen besserer Stützung für Sammlung fernerer


  1. Dieser Joh. Alberti, welcher unter dem Guardianate des N. Algus Mitglied des Gmünder Klosters gewesen zu sein scheint und ehedem Beichtvater bei den Klarissen zu Regensburg war, muß ein durch Erfahrung und Klugheit ausgezeichneter Mann gewesen sein, da nicht nur der Guardian Algus, sondern auch der Provinzial in wichtigeren Angelegenheiten sich Rats bei ihm erholten. Ihm ist auch an erster Stelle zuzuschreiben, daß der Orden in der Folge das ehemalige Brigittenkloster Maihingen von den Grafen von Öttingen zugewiesen erhielt.
  2. Ob der zu Gmünd geborene Provinzial Melchior Breitter (1625–1628) im Kloster seiner Vaterstadt Guardian war, ist nicht bekannt. Vgl. über beide Provinziale meine Prov.-Gesch, S. 168 u. 170.
  3. Freiherr von Kirchberg-Weißenhorn, gestorben 1616 Apr. 13 und in der Pfarrkirche zu Gmünd begraben. Grimm, l. c. S. 346. Aus den schon mitgeteilten Jahrtagstiftungen geht hervor, daß seine Gemahlin eine Gräfin von Helfenstein war.
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1051.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)