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hätte geschehen sollen, sondern privatim – erfahren hatte, daß seinem Kloster zu Gmünd durch Erledigung eines demselben gehörigen Lehengutes eine größere Handlohnsumme zugefallen, schickte er ohne weiteres den Hugo Bensel als Guardian nach Gmünd. Die Herren der Stadt mußten wohl oder übel dies hinnehmen, wie sie denn auch unterm 22. Dez. 1568 dem Provinzial schrieben[1], daß sie die Verordnung Bensels zum Guardian, so er dem Festgottesdienste und der Kanzel vorstehen könne, dazu sich auch priesterlich halte, gerne sähen und ihm an Kirchenzierden und Kelchen geben wollten, was er notwendig hätte; die Zinsbriefe aber und die Verleihung des Klosterlehenhofes zum Heissenberg ständen ihnen zu und sie wüßten sich damit wohl zu halten. Dieser Vorbehalt widersprach jedoch ganz und gar dem zwischen den Provinzial und dem Rate mündlich und schriftlich getroffenen Abkommen. Der neue Guardian wollte denn auch, offenbar in höherem Auftrage, alles oder nichts haben und zelebrierte deshalb, da er ersteres nicht erlangen konnte, fortwährend in einer fremden Kirche. Das war dem Rate auch nicht angenehm und er begehrte deshalb die Abberufung des Guardians beim Provinzial. Dieser lehnte jedoch ein solches Ansinnen ab und ersuchte vielmehr um vollständige Befriedigung der ganz gerechten Ansprüche des Guardians. Darauf wollte aber der Rat nicht eingehen und so wurde ein für die Dauer unerträglicher Zustand geschaffen.

Um demselben ein Ende zu machen, beschloß der Provinzial nicht nur einen andern Guardian einzusetzen, sondern sich auch persönlich nach Gmünd zu begeben, um die Differenzen zu beseitigen. Er reiste deshalb Mitte Februar 1570 mit dem neuen Guardian Nikolaus Algus, der bisher in Breisach war, dahin. Er sah alsbald ein, daß er, um das Kloster endlich einmal wieder auf sich selbst stellen zu können, vor allem in die vom Rate schon längst empfohlene Veräußerung des Klosterlehenhofes zum Heissenberg willigen müsse. Als Käufer desselben wartete auch schon lange das Stift Ellwangen. Diesem wurde er denn auch um die Summe von 3015 fl. überlassen. Für das sofort angezahlte Drittel der Kaufsumme wurden die noch in c. 400 fl. bestehenden Schulden des Klosters getilgt und die übrige Summe sonst zu dessen Gunsten verwendet[2]. Ob auch eine Verständigung mit dem Rate über die Herausgabe der dem Kloster gehörigen Dokumente erzielt wurde, geht aus den Akten nicht klar hervor; nach späteren derartigen Reklamationen dürfte dies nicht der Fall gewesen, im allgemeinen aber doch ein besseres Einverständnis zwischen Rat und Kloster hergestellt worden sein; jedenfalls befand sich dieses bezüglich des Zeitlichen wieder in einer günstigeren Lage. Der neue Guardian war aber ganz der Mann, demselben auch im Geistlichen Ansehen zu verschaffen. In dem schon angezogenen Schriftstück des Stadtpfarrers Hennenbergius konnte dieser nicht genug hervorheben, wie wert ihm derselbe sei „ob singularem vitae et morum pietatisque praestantiam“. Als er 1575 nach Überlingen kam, wo er noch vor 1578 starb, scheint Johann Bicklin an seine Stelle in Schw. Gmünd gekommen zu sein; wenigstens wird auf dem 1578 zu


  1. Dieses Schreiben überbrachte der Überlinger Lesemeister P. Georg Späth, den der Provinzial mit dem neuen Guardian nach Gmünd geschickt hatte, um dessen Einsetzung vorzunehmen und von den Herren der Stadt die seiner Zeit zu Handen genommenen Dokumente, Ornate und Kelche zurückzufordern.
  2. Dieser Lehenhof stammte aus einer Jahrtagstiftung des Ulrich von Alfingen vom Jahre 1380 (vgl. Anm. 12 S. 126). Das Kloster hatte solche Lehengüter noch zu Schönhart, Herbach und Lautern, die aber verhältnismäßig wenig eintrugen, so daß man damals auch diese zu Eigentum zu verkaufen geneigt war; es ist wenigstens eine Berechnung aus jener Zeit vorhanden, wodurch dargethan werden sollte, um wieviel höher die Zinsen aus diesen Verkaufssummen gegenüber dem Geldwerte der von den Beständern jährlich zu prästierenden Naturalleistungen wären.
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)