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abgesehen davon, daß dieselbe auf die gegenwärtigen Verhältnisse gar nicht paßte, war es offenkundig, daß G. Simon das Kloster nur „aus Mutwillen“ verlassen habe. Der Orden strengte zwar gegen ihn beim Generalvikar in Augsburg einen Prozeß an, aber 1570 war noch keine Entscheidung getroffen und ging der damals vom Gmünder Pfarrer Hennenbergius dem Provinzial erteilte Rat dahin, die Sache einem Rechtsgelehrten zu übertragen; „habet enim et apostata Symon suos Theseos et consiliarios, unde caute cum ipso agendum“. Letzterer scheint denn auch nicht weiter behelligt worden zu sein.

Der Provinzial Ulrich Ludescher (1557–1565) war über den Austritt des Georg Simon um so mehr überrascht, als er, wie er an die Klosterpfleger Wolfgang König und Sebastian Malsch schrieb, bisher nicht anders wußte, dann das der Guardian dem gotzhaus wol vorgestanden und gehaust hab, dadurch er (der Provinzial) neben Verhütung großen costens die Visitation wie gegen andere Klöster eingestellt hab“[1]. Während die Klosterpfleger unterm 25. Juni 1563 den Provinzial über den augenblicklichen Stand den Klosters dahin informierten, daß dasselbe, in welchem z. Z. nur ein vom Guardian angenommener Pfründner und eine Magd sich befänden, nicht nur von allen Mitteln entblößt, sondern noch dazu mit 200 fl. Schulden belastet sei, stellte gleichzeitig Bürgermeister und Rat das Ansinnen: „Dieweil dann das Closter ledig stet, ist unser pit, E. Er. wolle einen gotzfürchtigen thaugenlichen Ordens Mann, der dem Gotzdienst und predigen khan vorsteen und der alten Religion ist, alher in gemelt Closter zu Gardion verordnen.“ Am 23. Aug. 1563 schrieb der Provinzial nach Gmünd, wo er unterdessen persönlich gewesen zu sein scheint, daß er den Ursus Becher zu einem Guardian daselbst eingesetzt habe, „welcher dem gotzhaus one Zweifel mit singen, lesen und Versehung der Cantzel dermaßen vorsten wirt, davon Ir ein sonderes wolgefallen haben werdet.“

Der neue Guardian seinerseits hatte an dieser Stelle weniger Wohlgefallen; er beklagte sich in seinem ersten Schreiben, welches er am 3. Okt. 1563 von Gmünd aus an den Provinzial richtete, daß er ein ganz leeres Haus gefunden, daß ihm die Pfleger nicht an die Hand gehen und die Register nicht herausgeben, daß sie dem alten Guardian durch die Finger gesehen, weil er sie abschmierte. Der Provinzial ersuchte deshalb unterm 26. Nov. 1563 den Rat von Gmünd, dem Guardian zwei unparteiische Pfleger zur Seite zu geben, die ihn in der Verwaltung des Klosters besser unterstützten. Daß darauf aber nicht eingegangen wurde, beweist der Brief, den der Guardian am 17. Sept. 1564 an den Provinzial schrieb, worin er sich wieder über die Pfleger beklagte, namentlich über Malsch, der es mit dem alten Guardian halte, während er mit König zufrieden sei; am liebsten wäre es ihm übrigens, wenn er seiner Stelle enthoben würde. Diesen Wunsch sprach er drei Monate später geradezu und entschieden aus, da er unter den prekären Verhältnissen des Klosters nicht länger aushalten könne. Sein Gesuch scheint angenommen worden zu sein; denn am 18. Jan. 1565 schrieb der Rat an den Provinzial, daß er dem Guardian, da derselbe im Begriffe stehe, abzuziehen und im Kloster außer einem Pfründner und einer Magd nur


possia necessaria vitae tibi acquirere neque labore corporali neque mendicitate hactenus consueta, quatenus tibi indulgerem, ut vel rogatus vel postulatus ad aliquod beneficium ecclesiasticum sive cum cura sive sine cura possis de voluntate collatoris vel possidentis ibidem servire et in divinis ministrare, etiamsi contingat in aliquo monasterio. De licentia mea et indulto papali, dornec tibi per sedem apostolicam aliter fuerit provisum, tenore igitur praesentium tibi lubens concedo atque indulgeo, quamdiu gratus existis et religiose vixeris etc.“

  1. Im Jahre 1559 muß der Provinzial in Ordensangelegenheiten in Assisi gewesen sein, denn unterm 3. Febr. 1560 bemerkte der Guardian G. Simon in einem Briefe an ihn: „Von E. E. Reisen und Handlung in Assisis hab ich gern gehört; hoff, es solle dem Orden zu gutem kommen.“
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)