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Das Kloster scheint in der Provinz nie zu besonderer Bedeutung gelangt zu sein; denn trotz seiner nicht ungünstigen Lage wurde daselbst bis zum 18. Jahrhundert nur ein einziges Provinzkapitel im J. 1495 gehalten[1]. Von der religiösen Neuerung, wie sie unter dem Namen Reformation bekannt ist, blieb Gmünd zwar nicht ganz unberührt, doch konnte dieselbe hier nicht zur Herrschaft gelangen. Neben und schon vor dem an Luther sich anschließenden Kaplan Althamer und dem aus Bayern stammenden Martin Zehentmayer, der in Gmünd eine wiedertäuferische Bewegung in Scene setzte, war es besonders noch der dortige Franziskaner Schilling aus Rothenburg ob d. T., der in seinen Predigten nicht nur für religiöse, sondern auch für politische Freiheit schwärmte und deshalb die Stadt verlassen mußte, was ihm dann bekanntlich auch zu Augsburg begegnete, wohin ihn der dortige Rat – nach Entfernung des Blasius Kern und unter Ablehnung des Dr. Thomas Murner durch den Provinzial Georg Hofmann und wohl noch i. J. 1522 – als Prediger in der Barfüßerkirche hatte senden lassen[2].

Obschon übrigens die Geistlichkeit und die Bürgerschaft zu Gmünd im allgemeinen dem katholischen Glauben treu blieb, so wurden infolge der allgemeinen Zeitlage die Verhältnisse des dortigen Minoritenklosters doch sehr prekäre. Wir erhalten hierüber nähere Aufschlüsse aus einem noch öfters zu erwähnenden Rechtfertigungsschreiben des Guardians Georg Simon, worin er sagt: Er sei ungefähr 5 Jahre lang (c. 1533–1538) im Barfüßerkloster zu Gmünd „Junger“ (Novize und studierender Profeßkleriker) gewesen neben einem andern „Jungen“ und drei Priestern. Da aber das Kloster nicht im stande gewesen wäre, sie alle zu ernähren, so sei dem jüngeren Priester erlaubt worden, auf eine Pfarrei zu ziehen, und von den beiden „Jungen“ der eine (in das Minoritenkloster) nach Speyer geschickt, der andere (er selbst) vom Provinzial Barthol. Hermann (1529–1545) zu sich nach Hagenau genommen worden. Nach dessen Tode habe er, unterdessen zum Priester geweiht, das Kloster zu Hagenau, in welchem König Ferdinand im Sommer 1540 sich elf Wochen aufgehalten, wieder verlassen und sei nach Gmünd zurückgekehrt, wo es unterdessen mit seinem Kloster nicht besser geworden sei. In der That war die materielle Lage desselben, welchem seit ein paar Jahren der ehemalige Guardian des aufgelösten Nördlinger Klosters, Jeremias Jäger, vorstand, fortwährend eine sehr ungünstige. Unterm 12. Febr. 1546 sahen sich Bürgermeister und Rat von Gmünd veranlaßt, an den Provinzial und das von ihm nach Überlingen berufene Kapitel zu schreiben, wie ihr Kloster so arm sei, daß „der Guardian selb ander oder drit ir auffenthaltung und wonung nit gehaben mögen; wo man nit welt, daß das Kloster gar zu grund und abfall khem, so wäre vonnöthen, daß solches am Thachwerk und sunst gebessert und gepauwet würde, welches aber

  1. Auf diesem Kapitel stellte der Provinzial Georg Summer eine Urkunde aus, wodurch er die vom römischen König Max errichtete sundgauische Müllerzunft aller von den Minoriten und Klarissen der oberdeutschen Provinz verrichteten guten Werke teilhaftig machte. Vgl. meine Geschichte dieser Provinz Anmerk. 142. Im Jahre 1490 hatte derselbe Provinzial einen solchen Gnadenbrief für den Junker Georg von Rechberg, welcher 1523 einer der Hauptleute des schwäbischen Bundes war und der Stauffeneckschen Linie angehört, aufgestellt. Ibid. n. 108. Die dort genannte comitissa N. de Rechberg dürfte die 1469 gestorbene Elisabeth geb. Gräfin v. Werdenberg-Sargans, Gemahlin des Hans von Rechberg zu Schramberg, gewesen sein.
  2. Die Litteratur über Schilling findet sich zum Teil in meiner Geschichte der oberdeutschen Minor. Prov. Anm. 488 und zum Teil bei Wagner, Die Reichsstadt Schwäb. Gmünd 1523–1525, in den Württ. Vierteljahrsh. II (1879) S. 28 zusammengestellt. Über Blasius Kern ist nach gefälliger Mitteilung des Herrn Pfarrers Bossert in Nabern meiner vorerwähnten Geschichte noch nachzutragen, daß derselbe zu Calw geboren war, am 18. Sept. 1510 zu Tübingen sich inskribierte und 1543 das Amt eines Beichtigers im Klarissenkloster zu Valduna (vergl. Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. XXVIII, 215) versah.
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)