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droheten, war in der Gegend von Stettin ein Amtmann, der auch viel Korn auf dem Felde stehen hatte, das er nicht einfahren konnte. Darüber wurde der Mann so erbost, daß er, anstatt zu beten, lästerlich dem lieben Gott drohete, wenn er nicht in drei Tagen ander Wetter mache, so wolle er ihm schon was zeigen. Und als die drei Tage um waren, aber kein ander Wetter sich eingestellt hatte, da nahm er sein geladen Gewehr, und schoß damit in seiner gotteslästerlichen Verblendung dreimal gen Himmel nach dem lieben Gott. Kaum hatte er aber den dritten Schuß gethan, so versank er bis mitten an den Leib in die Erde hinein, und es war kein Mensch im Stande, ihn wieder hervorzuziehen. Man schickte zuletzt zu dem Prediger nach Stettin; aber auch der soll ihm nicht haben helfen können, so daß er jämmerlich hat sterben müssen. Diese Geschichte ist in ganz Pommern bekannt geworden.

Mündlich.


265. Der Teufel auf dem Tanzboden[1].

Es hatte sich seit langen Zeiten der Teufel in leibhafter Gestalt auf der Erde nicht wieder sehen lassen; die Leute sagen, weil er desto mehr unter anderen Gestalten umhergehe. Vor einigen Tagen hat man ihn aber doch wieder einmal ordentlich als Teufel erblickt. Es war nämlich vor einigen Wochen, im März des Jahres 1839, als ein Bauernmädchen, die des Morgens zum heiligen Abendmahle gewesen war, desselbigen Abends auf einen Tanzboden in der Nähe von Stralsund ging, und dort anfing zu tanzen, ohne der heiligen Handlung vom Morgen her noch eingedenk zu seyn. Da kam auf einmal ein Fremder zu ihr, der sie zum Tanz aufforderte, und wie


  1. Geschrieben im April 1839.
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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_312.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)