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und griff schnell zu einem Messer, um sein Vorhaben ins Werk zu richten. Plötzlich aber wurde das Brod wieder ein Kind, und wuchs augenblicklich, so daß Alle es sehen konnten, bis es ein feiner Knabe geworden war. Der sprach zu den Anwesenden: Mich hat Gott gesandt, und ich will Euch sagen, was das Alles bedeutet, was Ihr gesehen habt! Daß ich Fleisch geworden bin, bedeutet Krieg und großes Sterben; daß ich Fisch wurde, das bedeutet Wassersnoth; daß ich aber Brod wurde, das bedeutet eine fruchtbare Zeit, die darauf folgen wird, und wer die noch erlebt, der wird von Allem genug haben, und sich über nichts mehr beklagen dürfen. – Darauf ließ das Kind sich nun ruhig taufen. Die Leute sagen, es solle noch in Stettin herumgehen.

Mündlich.


263. Der Beamte mit dem rothen Faden um den Hals.

Vor einiger Zeit war in Pommern ein vornehmer Beamter, der sich vieler Gewaltthätigkeiten schuldig gemacht hatte, und zuletzt noch durch schwere Mißhandlungen den Tod eines Unschuldigen herbeiführte. Dafür wurde er zum Tode verurtheilt. Der König hat ihm darauf zwar das Leben geschenkt, aber befohlen, daß er Zeitlebens einen rothen Faden um den Hals tragen muß, zum Zeichen, daß er das Leben verwirkt hat. Der Mann lebt noch, und der Scharfrichter muß alle Jahre kommen, um nachzusehen, ob er den Faden noch trägt.

Mündlich.


264. Die drei Schüsse nach dem lieben Gott.

Als es im Sommer des Jahres 1838 über acht Wochen lang jeden Tag regnete, so daß alle Saaten zu verderben

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_311.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)