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Um diese Zeit ging der Schäfer einmal in den Wald, um sich etwas trocknes Holz zu suchen, damit er sich und seine Kinder gegen die Kälte schützen könne. In dem Walde fand er einen Strick, und wie er gerade recht über sein Elend nachdachte, so nahm er in großer Verzweiflung denselben, um sich daran aufzuhängen. Auf einmal kam ein kleiner Mann auf ihn zu, der ermahnte ihn, von seinem Vorhaben abzustehen, und erst mit ihm zu den Wohnungen der Bösen zu gehen. Das war der Schäfer zufrieden, und der kleine Mann führte ihn zu den Wohnungen der Bösen. Hier sah er lauter brennende Menschen, die mitten in den heißesten Flammen steckten. Unter denselben erkannte er auch seinen verstorbenen Herrn, den Amtmann. Dieser brannte schrecklich, und bat den Schäfer, er möge seine Frau von ihm grüßen. Der Schäfer versprach ihm das, aber er meinte, die Frau werde ihm nicht glauben, wenn er kein Zeichen von ihm habe. Darauf warf der Amtmann ihm eine brennende Mütze zu, die aber sogleich aufhörte zu brennen, als der Schäfer sie aufhob. Dabei sagte er zu diesem, die solle er seiner Frau geben. Als hierauf der Schäfer gehen wollte, sagte der Amtmann noch zu ihm, daß er ihn mit den gestorbenen Schafen betrogen habe, und er trug ihm auf, sich seinen Schaden von seiner Frau ersetzen zu lassen.

Der Schäfer ging zuletzt mit dem kleinen Manne wieder fort. Dieser begleitete ihn bis an sein Haus, und sagte unterwegs zu ihm, daß er ja die Mütze nicht behalten solle, weil er sonst dahin müsse, wo der Amtmann sey. Am anderen Tage ging der Schäfer zu der Amtmannsfrau; der brachte er den Gruß von ihrem Manne und gab ihr auch die Mütze, wogegen er den Ersatz für die bezahlten Schafe erhielt. Die Mütze behielt die Frau; aber sie hatte von dem Augenblicke an, daß dieselbe in

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_305.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)