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ich gewonnen, und du wartest ruhig, bis ich aus dem Wasser zurückkomme.

Als der Knecht das gesprochen hatte, stieg er vom Wagen und sprang in den Teich hinein, die Spitze des Erbdegens nach unten gekehrt. Er verschwand alsbald unter dem Wasser, so daß nichts von ihm zu sehen war. Eine Weile blieb Alles ruhig. Allein auf einmal erhob sich tief unten im Teiche ein dumpfes, wildes Tosen, das immer stärker wurde, und nach oben sich hinzog. Darauf gerieth der ganze Teich in eine erschreckliche Bewegung. Die Wellen schlugen thurmhoch in die Höhe, und brauseten so fürchterlich, daß dem Bauern fast Hören und Sehen verging. Er gedachte aber der Worte des Knechtes, und sprach sich Muth ein, und hielt die Pferde fest, die davon jagen wollten. Nach einiger Zeit wurde auf einmal Alles wieder still, und jetzt sah der Bauer, wie der ganze Teich sich roth färbte. Nun dauerte es auch nicht lange, da kam der Knecht aus der Tiefe des Wassers wieder hervor. Er war wohlbehalten, und trug mit beiden Händen eine schwere Kiste. Mit der stieg er ans Ufer und legte sie auf den Wagen des Bauern, und zu diesem sprach er: Das soll dein Theil seyn, weil du mich gut gehalten und mir den Degen gegeben hast. Fahre du jetzt nach Hause, denn ich muß wieder in den Teich und holen mir auch mein Theil.

Damit ging er in den Teich zurück. Der Bauer aber fuhr mit seiner Kiste nach Hause, und wie er sie da öffnete, waren lauter alte, aber blanke Thaler darin. – Den Knecht hat er Zeit seines Lebens nicht wieder gesehen.

Mündlich.
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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_299.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)