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des Hauptmanns, welcher zu Greifswald studirte, mit einigen anderen Studenten herausgekommen war, um nach der Scheibe zu schießen. Dabei war es denn Allen verwunderlich, wie auf einmal Einigen von ihnen die Gewehre besprochen waren, so daß sie gar nicht losgehen wollten. Durch das sonderbare Betragen des Candidaten bekam man alsbald Verdacht auf ihn, dieser Zauberei halben. Der Hauptmann fing daher an, gegen ihn zu inquiriren, und obgleich er zuerst nichts gestehen wollen, mußte er doch zuletzt, nachdem man ihn auf die Tortur gebracht hatte, von dem Pakt, den er mit dem Teufel geschlossen, und von seinem ganzen sündhaften Leben mit dem Geiste ein getreuliches und vollständiges Bekenntniß ablegen. Er wurde hiernächst auf dem Hofplatze zu Eldena enthauptet.

Biederstedt, Beiträge zur Geschichte der Kirchen und Prediger in Pommern, II. S. 80.


246. Sidonia Borken.

Vor ungefähr zweihundert Jahren lebte einmal in Pommern ein adliges Fräulein aus einem alten und vornehmen Geschlechte, Sidonia von Borke geheißen. Von der sagen die Leute, daß sie eine arge Hexe und Zauberin gewesen sey. Einige behaupten zwar, dies sey nicht wahr, und sie sey unschuldig gewesen, aber es ist doch nicht zu läugnen, daß sie zu Stettin vor dem Thore als Hexe öffentlich verbrannt ist. In ihrer Jugend soll sie ganz ausnehmend schön gewesen seyn, und weil sie auch reich und vornehm war, begab sie sich an den Hof der Herzoge von Pommern zu Wolgast und Stettin. Schon da soll sie angefangen haben zu hexen; denn der Herzog Ernst Ludwig zu Wolgast entbrannte dergestalt in Liebe zu ihr, daß er sie mit aller Gewalt heirathen wollte. Die Stettinschen

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_289.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)