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kam an einen schmalen Gang, der in den Gollenberg hineinging und immer schmaler wurde. Der Schäfer ging ihn zu Ende, wohl eine ganze Stunde lang, bis er zuletzt an eine große eiserne Thür kam. Als er mit seinem Schäferstab an dieselbe stieß, fiel sie wie Staub auseinander, und er stand jetzt in einem großen und hohen Gemache, in welchem rund herum alte Waffen und Gemälde hingen. Auch die waren aber so alt, daß bei der geringsten Berührung Alles in Staub zerfiel. An dem Gemache war eine zweite Thür, der Schäfer stieß sie ebenfalls ein, und kam nun in ein anderes Gemach; in diesem saß an einem Tische ein ganz alter, alter Mann, in einer Kleidung, wie sie der Schäfer noch nie gesehen hatte; vor ihm lag Feder und Papier, auf dem Papier war noch etwas geschrieben, was man aber nicht mehr lesen konnte. Als der Hirt näher herantrat, fiel von der Erschütterung des Gehens Alles in Staub. Er ging darauf weiter durch eine dritte Thür, die er, wie die vorigen, mit seinem Stocke einstieß. Und nun war er auf einmal in einem großen Saale, der voller Schätze lag. Er sah hier ganze Haufen von goldenen und silbernen Geräthen; Säcke mit Gold- und Silbergelde standen in Reihen umher, und Perlen und Edelsteine lagen dazwischen. Da griff er mit beiden Händen zu, und steckte zu sich, so viel er zu fassen vermochte. Damit lief er zurück, so eilig er konnte. – Als er nachher wieder hin wollte, war Alles verschwunden; er konnte nicht einmal den Stein wieder finden, unter welchem der Eingang gewesen war.

Mündlich.


232. Die vier Eichen bei Stolzenburg.

In der Forst bei Stolzenburg zwischen Stettin und Uekermünde standen früher vier Eichen, die von ganz besonderem

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_273.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)