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Schäfer viel Essen und Trinken auf den Tisch, und bat ihn, davon zu genießen. Nach dem Essen dudelte er dann die ganze Nacht durch, und die kleinen Leute tanzten und sprangen, daß ihnen die Kittel um den Kopf flogen.

Als es Tag geworden war, so bat der Schäfer, sie möchten ihn jetzt wieder zu seiner Heerde bringen. Das waren sie zufrieden. Aber vorher kamen Viele an ihn heran und steckten ihm alle Taschen voll Kerbspähne; doch merkte er nichts davon, denn er hatte von dem vielen Trinken etwas zu viel in der Krone. Darauf brachten sie ihn auf den Weg, und dasselbige Männchen, das ihn geholt hatte, führte ihn wieder auf das Feld, wo seine Schafe noch waren, und verschwand dann, nachdem es ihm nochmals viel gedankt hatte. Wie der Schäfer nun mit seinen Schafen nach Hause trieb, da kamen ihm auf einmal seine Taschen so schwer vor, und als er hineinfühlte, da fand er die Kerbspähne darin. Das verdroß ihn, denn er meinte, die Unterirdischen hätten ihn zum Narren gehabt, und er schmiß sie nun alle von sich auf die Erde. Nur die Tasche vorn auf der Brust vergaß er, und was er in dieser hatte, ließ er darin. Das war gut, bis er des Abends sich auszog, um zu Bette zu gehen. Da hörte er auf einmal in der Brusttasche etwas klingen. Das verwunderte ihn, und wie er hineingriff, so hatte er die ganze Tasche voll harter Thaler. Da merkte er wohl, daß ihm die Unterirdischen das als Bezahlung für sein Spielen gegeben hätten, und er ärgerte sich, daß er so viel weggeworfen hätte. Die Nacht wurde ihm recht lang, und am anderen Morgen war sein Erstes, daß er zurückging und nach den weggeworfenen Spähnen suchte. Aber er fand davon nichts wieder.

Baltische Studien, II. 1. S. 170. 171.
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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_259.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)