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in die Küche kam, und das Feuer anmachte, da ergriff der Chimmeke den Buben, zerhauete ihn in Stücke, und steckte diese in den großen Grapen, der mit heißem Wasser auf dem Feuer stand. Danach kam der Koch in die Küche und wollte Fleisch holen, dasselbe in den Grapen zum Kochen zu werfen. Da lachte aber der Chimmeke und sagte zu dem Koche, das Fleisch sey schon gar, er solle nur anrichten und es aufsetzen. Der Koch sah in den Grapen, und fand darin die gekochten Hände und Füße, und erkannte, daß sie des Buben waren. Darüber erschrak er sehr. Der Geist ist von der Zeit an aus dem Schlosse weggezogen und hat sich nicht wieder sehen lassen. – Der Grapen, worin der Küchenjunge also gekocht worden, ist nachher noch viele Jahre auf dem Schlosse gezeigt; wo er jetzt ist, weiß man nicht.

Kantzow, Pomerania, I. S. 333.
Micrälius, Altes Pommerl. I. S. 268.


215. Die Kobolde mit den rothen Hosen.

Zu einer Zeit gab es in Greifswald eine Menge gräßlich anzusehender kleiner Kobolde, welche rothe Hosen an den Beinen trugen. Sie hielten sich besonders in der Knopfstraße auf, wo sie die Häuser besetzten, und auf den Böden ihr Spektakel trieben und dann oben aus den Schornsteinen herausguckten, und die Leute auf der Straße verhöhnten. Wenn man sie fangen wollte, so entsprangen sie durch die Schornsteine, und man sah ihre rothen Hosen oft schon auf dem dritten Dache, wenn man sie noch in dem ersten Hause suchte. Endlich verschwanden sie von selbst.

Mündlich.
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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_253.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)