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Alle, die er einholen konnte, gefangen. Die sperrte er in einen großen Hundestall, den er ansteckte, so daß sie sammt und sonders jämmerlich verbrannten.

Nach diesem war er sehr übermüthig geworden, und befahl seinen Leuten, daß sie ihn als ihren Herrgott ansehen und verehren sollten, denn er könne auch Alles, was er wolle, wie der liebe Gott. Das war aber sein Verderben, denn als er desselben Tages mit seinen Genossen zu Tische saß, und mit ihnen am Zechen war, und nun, Allen unerwartet das silberne Glöcklein zu läuten anfing, da verzerrte er auf einmal gräßlich die Augen, seine rothen Haare stiegen ihm zu Berge, und indem er einen gotteslästerlichen Fluch ausstieß, versanken unter Donner und Krachen der Berg und die Burg tief in die Erde hinein, so daß man an ihrer Stelle nur den trüben Sumpf sah, der noch jetzt da ist.

Dies war am Johannistage. Wenn man an einem Johannistage um die Mittagszeit an dem Sumpfe vorbeigeht, so kann man tief im Grunde desselben noch jetzt das silberne Glöcklein läuten hören. Es wahrt sich aber Jeder davor, denn man sagt, wer das Glöcklein höre, der müsse noch in demselben Jahre sterben, wenn er nicht mit dem Teufel im Bunde stehe.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
Baltische Studien, II. 1. S. 165. 166.


160. Der Leichensee.

Nicht weit von dem Dorfe Retzin, welches ungefähr anderthalb Meilen von Pencun liegt, findet man einen hohen, langen Berg, und unterhalb desselben einen See, welcher der Leichensee genannt wird. Auf dem Berge, der

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)