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Kirche zu Gristow werde niemals ein Thurm kommen. Warum nicht, das weiß man nicht, aber daß sie keinen erhalten kann, ist gewiß. Man hat sich schon mehrmals angeschickt, einen zu erbauen, es liegen auch die dazu bestimmten Fundamentsteine seit ein paar hundert Jahren auf dem Kirchhofe; so oft aber der Baumeister mit dem Bau hat anfangen wollen, ist derselbe eines jählichen Todes verstorben, so daß man das Werk liegen lassen mußte. Es hatte sich daher auf lange Zeit kein Baumeister mehr dazu finden wollen. Vor ungefähr fünf Jahren dachte man endlich wieder daran. Man bekam auch einen tüchtigen Meister, Namens Giese; aber so wie der kaum den Riß fertig gemacht hatte, so starb auch er eines plötzlichen Todes. Seitdem will sich nun Keiner mehr finden, den Bau zu übernehmen.

Mündlich.


143. Die Ruine des Hauses Demmin.

Das Haus Demmin und die Stadt Demmin hatten früher nur Einen Herrn; sie waren auch damals durch einen unterirdischen Gang mit einander verbunden, dessen Eingang in der Stadt in der Gegend des blinden Thores war, und der so geräumig gewesen ist, daß man mit Kutsche und Pferden darin hat fahren können. Hernachmals ist der Gang verfallen, und man hat nun auch die Burg zu dem Gute Vorwerk geschlagen, welches nahebei liegt. Dabei soll ausgemacht seyn, daß die Burg nicht an die Stadt Demmin zurückfallen solle, so lange noch ein Stein von ihr auf dem anderen liege. Der Besitzer von Vorwerk hält daher mit großer Sorgfalt darauf, daß die Ruine des Hauses Demmin wohl erhalten bleibe.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_179.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)