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ein schrecklicher Sturmwind, der durch die ganze Ostsee ging, so daß er an allen ihren Küsten entlang die Kirchen und Häuser einwarf. Der riß auch mit einem Male das Land zu Rügen von Pommern ab, also daß ein schöner Theil Rügens in die See versank, da wo sie der große Bodden heißt. Zwei ganze Kirchspiele sollen hier vergraben liegen, das von Ruden und das von Carven. Es blieb davon nichts übrig, als das kleine Inselchen, der Ruden genannt, welches mitten im Bodden liegt.

Das Fahrwasser, welches auf solche Weise zwischen diesem Ruden und der Insel Rügen entstanden ist, hat man seitdem das neue Tief geheißen. Dasselbe ist besonders ein gutes Tief für die Stralsunder geworden. Denn nachdem der Gellen vor dem Sunde von den Niederländern mit ihrem Ballast fast vertieft geworden, wäre die Stadt gar verdorben, wenn sie das neue Tief nicht hätte.

Nicolaus Klempzen, vom Pommerlande, S. 14.
Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 7.
Stolle, Geschichte der Stadt Demmin, S. 605.


127. Die Insel Hiddensee.

Nordwestlich von der Insel Rügen liegt die Insel Hiddensee. Dieselbe hat in alten Zeiten mit der Insel Rügen zusammengehangen. In welcher Zeit sie davon getrennt ist, weiß kein Mensch mehr, so lange ist es schon her; aber auf welche Weise es geschehen ist, das erzählt man sich noch.

Es lebten nämlich einmal im ganz grauen Alterthum auf der Insel Rügen zwei Frauen; von denen war die Eine eine fromme und mildthätige, die Andere aber eine böse und geizige. Nun traf es sich, daß eines Abends, da es ein gar stürmisches Wetter war, zu der bösen Frau ein

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_166.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)