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mit Gras bewachsen, bis nachher die ganze Kapelle mit dem Kirchhofe verschüttet ist.

Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 407.
Freyberg, Pommersche Sagen, S. 32-35.


119. Das Nordfenster auf dem Nicolaithurme zu Greifswald.

Der Wächter oben auf dem St. Nicolaithurme in Greifswald muß des Nachts die Stunden durch Blasen anzeigen. Er bläst aber nur aus drei Fenstern des Thurmes, nämlich aus denen nach Süden, Osten und Westen. Aus dem nach Norden darf er nicht blasen, das leidet der Teufel nicht. Was dieser dabei hat, da hat man noch nicht hinter kommen können; aber so viel ist gewiß, daß der Teufel einmal einen Wächter, der es wagte, aus dem Nordfenster zu blasen, plötzlich im Nacken ergriff und ihn von oben aus dem hohen Fenster warf, daß er Kopf unter Kopf über flog, und unten auf der Straße todt ankam. Seitdem hat es Keiner wieder versucht, aus dem Fenster zu blasen; der Magistrat soll es auch verboten haben. Wenn der Wächter in der Nacht nur den Kopf aus diesem Fenster zu stecken wagt, so kann er sicher darauf rechnen, daß er vom Teufel eine Ohrfeige erhält.

Mündlich.


120. Hans Katte.

Die Stralsunder führen in der Umgegend häufig den Spottnamen: Hans Katte. Manche meinen, er komme von der Gewohnheit des Katzenbeißens in den Fastnachten her. Doch ist er durch folgende Begebenheit entstanden: Vor langen Jahren entstand auf einmal in der Stadt das Gerücht, daß auf dem St. Nicolaus- Kirchthurme ein Fuchs sey. Darauf liefen alle Bürger zusammen, und bewaffneten

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)