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ihnen gar herrlich dünkte, um allda die Stadt anzulegen. Sie begaben sich daher, um den Platz genauer zu untersuchen, von dem Ufer des Flusses ab, seitwärts in den Wald hinein, der sich dort befand. Auf einmal fanden sie daselbst auf einem abgebrochenen Baumstamme ein Nest, in welchem ein großer vierfüßiger Greif mit einem doppeltem Schwanze saß und brütete. Dies schien den Abgeordneten des Klosters ein gutes Zeichen zu seyn, und es wurde nun um so mehr beschlossen, an dieser Stelle die Stadt zu erbauen, welches auch geschah.

Der Platz, wo man das Greifennest gefunden, ist in dem Theile der Stadt gewesen, welcher jetzt der Schuhhagen heißt, und welcher bekanntlich die älteste Gegend der Stadt ist. Hier sind von den ältesten Zeiten her viele schreckliche Geschichten vorgefallen, und es ist auch jetzt noch immer nicht sicher daselbst. Früher hat der vertriebene Greif noch manches Kind da geholt und gefressen. Späterhin hat man da allerlei fürchterliche Gestalten gesehen. Bald ging des Nachts ein großes Weib herum mit einem Bunde Schlüssel, womit sie rasselte, und eine Heerde Ferkel vor sich hertreibend; bald sah man ein anderes Frauenzimmer mit einer Heerde schneeweißer Gänse. Bald setzte sich dort ein schwarzer Rappe, manchmal auch ein weißer Schimmel den Leuten auf die Schultern und drückte sie, daß ihnen das Blut aus Mund und Nase kam.

Joh. Bugenhagii Pomerania, p. 55.
v. Schwarz, Pommersche Städte-Geschichte, S. 98 folg.
Greifswalder wöchentlicher Anzeiger für 1818, Nr. 37 und mündlich.


117. Der Rechtsspruch zu Greifswald.

In dem Jahre 1451 hat sich zum Greifswalde ein sehr seltsamer und erbärmlicher Fall begeben. Es lebte

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)