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der Stadt zurück. An dem Wasser aber standen die Weiber und Kinder aus der Stadt, und wie die die Ihrigen fliehen sahen, da schalten sie dieselben, und schrieen sie zornig an, und ermahnten sie, sich besser zu wehren. Darüber schämten sich die Bürger denn, und sie sind wieder umgekehrt, und haben in ihrer Verzweiflung den Dänen so tapfer zugesetzt, daß kaum drei oder vier Schiffe davon gekommen sind. Von da an hat die Insel der Dänholm geheißen. Zum Andenken dieses Sieges wird noch alljährlich in Stralsund ein großes Fest gefeiert, an welchem die Bürger, festlich geschmückt, mit fliegenden Fahnen und unter freudigem Kanonendonner den Dänholm umschiffen. Es werden dazu aber nur Fischerboote genommen, weil diese den Sieg gewonnen haben.

Karl Lappe, Pommerbuch, S. 23, und mündlich.


106. Herzog Wallenstein vor Stralsund.

Der Friedländer, nachdem er mit seinen großen Heeren das ganze nördliche Deutschland überzogen hatte, und das Glück ihm überall günstig gewesen war, faßte, wie männiglich bekannt, in seinem Uebermuthe den Plan, sich an der Ostsee ein eignes Reich zu stiften, in welchem er, unabhängig von Kaiser und Reich, als König regieren wollte. Dazu war ihm ganz besonders daran gelegen, die mächtige und reiche Stadt Stralsund zu besitzen. Er verlangte daher zuerst hinterlistiger Weise von der Stadt, daß sie Soldaten von ihm einnehmen solle. Das verweigerten die Stralsunder, und der Herzog zog nun mit einer großen Kriegesmacht vor die Stadt, um sie mit Gewalt einzunehmen. Er schwur in seinem Zorne, daß von der Stadt Stralsund nichts übrig bleiben solle, und wenn es ihm auch hunderttausend Mann und sein eignes Leben kosten solle, und er müsse sie haben, wenn sie auch mit Ketten an den Himmel geschlossen

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_145.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)