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so liegen blieb, so mußte er sich an dem Boden den Hals entzwei reiben. In solche Gefängnisse setzten die Stralsunder die gefangenen Räuber, und ließen sie hernach alle köpfen. Diese verdrießlichen Tonnen sollen nachher im Pommerlande sehr Mode geworden seyn, besonders in Klöstern, und um muthwillige Buben zu zwingen.

Nicol. v, Klempzen, vom Pommerlande S. 25.
Alb. Cranzii Wandalia, S. 329.


103. Der Priesteraufruhr in Stralsund.

In der Stadt Stralsund war in früheren Zeiten ein Gebrauch, daß, wenn eine Leiche aus dem Hause getragen wurde, dem Todten keine Vigilien durften gesungen, sondern diese nur heimlich im Hause mußten gesagt werden. Dieser Gebrauch hatte folgenden Grund: Im Jahre 1407 machte der Rath der Stadt Stralsund die Ordnung, daß die damals überaus großen Begräbnißkosten sollten ermäßigt werden, zu welchem Ende er denn auch neue kupferne Pfennige schlagen ließ, die wohl dreimal geringer waren als die alten. Als nun solche schlechte Pfennige häufig auf den Altar zum Opfer kamen, da wollte der oberste Pfarrherr, mit Namen Curt Bonov, so adligen Geblütes und ein Licentiatus und ein hochfahrender Mann war, dieselben nicht annehmen, und er beklagte sich wegen Schmälerung der geistlichen Gerechtsame bei dem Rathe. Es ward ihm aber zur Antwort, es stände ja in eines Jeden Gefallen, was und wieviel er geben wolle, und man müsse die Bürgerschaft mit den vielen Opfern nicht überhäufen. Darüber wurde der Zank sehr groß, bis der Kirchherr in seinem Hochmuth und Zorne aus der Stadt ritt, und denen von Stralsund entsagte, worauf er Viele aus seiner Freundschaft vom Adel aufbrachte, und damit am

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_139.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)