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Lehre, schier auf die Art wie die Adamiter und Gartenbrüder. Sie hatten einen Glauben, daß nach dem jüngsten Tage der Teufel solle Christum aus dem Himmel vertreiben, und darin mit seinem Anhange so lange regieren, als Christus regieret hat. Sie kamen alle Jahre an einem Orte zusammen, daselbst sie über Nacht sonderbare Ceremonien und Gebete gehalten, und ihr Vaterunser hat angefangen: Vader use, Hul der buse, thovorn werst du over uns, nu bist du under uns!

Wenn sie nun ihre Gebete vorbei gehabt, dann haben sie sich verschworen, daß sie ihre Gebräuche und ihren Glauben nicht verrathen wollten, und darauf hat ihr Oberster alle Lichter ausgeschlagen und gerufen: Nun wachset und vermehret Euch! Sind sodann Alle zusammengefallen, Mann und Weib, Gesellen und Jungfrauen, wie sie ungefährlich beisammen gestanden, und haben dafür gehalten, wer in dem Glauben wäre, der könne nimmer arm werden.

Ihr Abzeichen gegen einander war, wenn sie bei anderen Christen in der Kirche saßen, und wenn dann das Sacrament in der Messe aufgehoben wurde, daß sie sich umkehrten oder ja nicht danach sahen.

Diese Abgötterei war allein unter dem Adel im Lande; und sie trieben sie so heimlich, daß Niemand etwas davon erfahren konnte. Da hat aber einmal der Teufel, dem sie ergeben waren, den Zehnten von ihnen gefordert, und urplötzlich, als sie einmal Alle wieder beisammen waren, eine Edeljungfrau, aus dem Geschlechte der von Datenberg, mitten unter ihnen weg durch die Luft davon geführt. Dadurch ist der ganze Convent verstöret worden, und die Sache ausgebrochen.

Man sagt auch, daß Anhänger von dieser Secte der Putzkeller in und um Angermünde in der Mark gewesen seyen, weshalb diese Stadt den Namen Ketzer-Angermünde

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)