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Erde, und den Odin oder Wodan, welcher der Gott des Himmels sein sollte.

In solcher Angst und Noth höret von ungefähr Einer unter ihnen die Hora einläuten von den Mönchen der Abtei Bukow, welche unfern vom Strande von dem Herzog Swantepolk war gestiftet worden. Da gehet er in sich, und er redet auch den Andern zu, und sie rufen den wahren Gott der Christen an, daß er helfen und sich ihrer erbarmen möge. Was geschieht? Auf einmal wird das Meer ruhig, und der Donner schweigt, und da es unterdeß Nacht geworden war, zeigt sich oben auf dem Gollenberge ein kleines wunderbares Licht, das ihnen den Weg an das Land und in die Heimath anweiset. Darauf bekehrten sich die Heiden, und stifteten zu dankbarer und ewiger Gedächtniß solcher wunderbarlichen Gotteshülfe eine Capelle mit herrlichem Altare, oben auf der Spitze des Gollenbergs, da wo das Licht sich ihnen gezeigt hatte.

Die Capelle ist im Jahre 1532 in Verfall gerathen, und es ist anjetzo an ihrer Stelle nur ein Schutthaufen mehr zu sehen.

Pommersche Provinzialblätter, I. S. 429. 430.


66. Der Gollenberg.

Der Gollenberg zwischen Zanow und Cöslin, der höchste Berg in Pommern, war früher ein sehr heiliger Wallfahrtsort, zu welchem von nah und weit die frommen Menschen hinkamen, um Verzeihung ihrer Sünden zu erbitten. Am berühmtesten aber war er im fernen Auslande. Dieß zeigt folgende Geschichte Es war einmal im Jahre 1415 ein Edelmann Paul Bulgerin, so nicht weit vom Gollenberge wohnte. Dieser hatte im Jähzorn seinen Bruder erschlagen, und um dieses Verbrechen abzubüßen, wanderte er zu den berühmtesten Wallfahrtsorten in der ganzen Welt.

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_103.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)