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Bildern eine solche große Menge von Fliegen hervorkamen, daß davon die ganze Stadt als von einer schwarzen Wolke bedecket ward. Das Wunderbarste aber war, daß diese Fliegen lange Zeit von der Stadt nicht weichen wollten. Sie entflohen erst, nachdem der Bischof und seine Geistlichkeit mit Weihwasser und Weihrauch ihnen entgegen gezogen waren, und ihnen als bösen Geistern, im Namen des höchsten Gottes geboten hatten, sich davon zu machen. Da sah man sie denn in großen, dunkelen Haufen nach der Insel Rügen, und dort nach der alten Stadt Arkona hin fliegen, wo zu damaliger Zeit der Oberste der Pommerschen Götzen, der gräuelvolle Swantewit, seinen Sitz und seinen Tempel hatte.

A.G.v. Schwarz, Diplomatische Geschichte der Pommersch-Rügischen Städte Schwedischer Hoheit nach ihrem Ursprunge und erster Verfassung. Greifswald (1755). S. 419. 667.
Joh. Bugenhagii Pomerania, p. 104.


27. Die bestraften Götzenpriester.

Dem zweiten Zuge des heiligen Bischofs Otto in Pommern wollten sich zwei heidnische Priester widersetzen, und sie berathschlagten daher, wie sie ihn in einer eingeschlossenen Gegend in der Nähe der Oder überfallen und ihm das Haupt abschlagen wollten. Sie waren des Erfolges ihres verrätherischen Anschlages so gewiß, daß sie sich rühmten, das Haupt des heiligen Mannes könne ihnen nicht entgehen. Allein in dem Rathe des Himmels war es anders beschlossen, und dasselbe Schicksal, welches sie dem heiligen Manne zugedacht hatten, traf sie selbst. Denn zu derselben Stunde, als der Eine von ihnen ausgesprochen hatte, das Haupt des Bischofs werde noch heute in seinen Händen sein, erschien plötzlich vor ihm der Teufel, zerbrach ihm das Genick und zerschlug ihm den Hirnschädel an der Wand.

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)