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Bürger aus Stettin, Namens Witsak, der auf dem Meere viel geraubt und seine Gesellen erschlagen hatte. Der war daher in Dänemark gefangen und in schweren Ketten in einen Thurm geworfen. Wie er nun da saß, so bereuete er seine Unthaten und flehete den wahren Gott, den er bei der Taufe schon kennen gelernt hatte, um Vergebung seiner Sünden an. Auf einmal erscheint ihm St. Otto im Traume und tröstet ihn und spricht ihm Muth ein um seiner Buße willen, befiehlt ihm auch zugleich, den Stettinern zu sagen, daß Gottes harte Strafe über sie ergehen werde, wo sie sich nicht bald bekehren. Und als er am anderen Morgen erwacht, da sind wunderbarer Weise seine Ketten gelöset, und er steht auf ohne Beschwerde und geht aus seiner Haft heraus ans Meer. Dort sucht er lange hin und her nach einem Schiffe, bis er zuletzt in seiner Angst St. Otten anruft, worauf plötzlich aus der Mitte der See ein Boot auf ihn zu geschwommen kommt. In dasselbe setzt er sich und rudert mit seinen beiden Händen, also daß er durch Gottes sichtbare Hülfe bis nach Stettin gelangt. Hier geht er in die Stadt hinein. Da hörten die Stettiner wieder auf St. Otto, und bekehrten sich abermals und blieben von nun an fromme Christen.

Kantzow, Pomerania, I. S. 125.
Kanngießer Gesch. der Pommern. S. 764.


25. Der Götzen-Baum in Stettin.

Daß die Stettiner nach des heiligen Bischofs Otto Wiederkunft zum christlichen Glauben ganz zurückkehrten, das soll sich auch durch folgende wunderbare Begebenheit zugetragen haben: Nicht weit von dem ehemaligen Tempel des Gottes Triglaff stand oben in der Schuhstraße zu Stettin ein alter, großer Nußbaum, den die Stettiner heilig hielten, weil sie glaubten, der Gott wohne in demselben,

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)