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und Niederbrechen der Mauern keine Ruhe gelassen. Alsdann ließ der Fürst seine Reisigen von Travemünde herauf an dem Ufer der Trave herziehen, und darauf das Fußvolk allmälig nach. Als das die Rügianer sahen, meinten sie nicht anders, als es wären ihre Reisigen; denn sie wußten nicht, daß der Fürst aus der Stadt entkommen war, und sie liefen den Reutern mit Freuden entgegen, ohne Ordnung und ohne Waffen. Da setzte das reisige Zeug des Fürsten in sie, und die aus der Stadt fielen auch aus und beringten die Rügianer allenthalben und erschlugen sie zumeist, so viele ihrer nicht in die Trave gedrängt wurden und darin ertranken.

Es waren aber der Rügianer so viele zu Tode gekommen, daß, als hernach die aus der Stadt die Erschlagenen sammelten und sie begruben, davon ein solcher Berg wurde, welchen man noch heutiges Tages sieht, und welcher der Ranisberg heißet, weil man die Rügianer in alten Zeiten auch Ranen geheißen.

Zur Gedächtniß dieses Sieges haben die Lübecker stets den ersten Augusttag, an welchem die Ueberwindung geschehen, hoch gefeiert.

Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 62. 63.
J.J. Sell, Geschichte des Herzogthums Pommern, I. S. 110.
G.v.d. Lanken, Rügensche Geschichte, S. 52.
Alb. Cranzii Wandalia, S. 99.


10. Strafe des Kirchenraubes.

Vor vielen hundert Jahren, als die Pommern noch Heiden waren, hatten sie zu einer Zeit viele Kriege mit den Polen. Der Herzog Bolislaff von Polen hatte damals einen großen Theil von Pommern inne. Das verdroß sehr den Fürsten Wartislav in Vorpommern und er machte deshalb Verständniß und Freundschaft mit Swantebor, dem

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)