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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält

Fr. v. Stralen. (sieht sie gerührt an) Wollte der Himmel, dieß wären deine letzten Thränen!

Gräfin. (fällt ihr um den Hals, mit dem Ausdruck der innersten Heiterkeit) O Mutter, Sie wünschen nicht gut: womit wollt’ ich dann meinen Triumpf feiern? – Und sehen Sie, er verkennt mich nicht, er hat Achtung für mich, das merk’ ich ihm an. Wir sind ja kaum einen Monat vermählt, bei unsrer Ehe werden die Flitterwochen nachkommen – und um so länger dauern. Auf seine Blicke versteh’ ich mich schon recht gut, und wissen Sie was ich in diesen gefunden habe? Betretung, schien es, Aerger fast, daß sich ein reiches Fräulein unterstand etwas besser als Ihresgleichen zu seyn. O liebe Mutter, sie ist auch nicht ohne Stolz, Ihre Sophie! Aber dieser Aerger soll den Wünschen meines Herzens wuchern.

Fr. v. Stralen. (wie vorhin) Deine Fröhlichkeit selbst vermehrt meine Sorgen um dich. Dein Vater hatte wohl Recht, dieses weiche Gefühl wird dich unglücklich machen. – Sie soll nicht werden wie du, sagte er immer, in der Welt soll sie leben, nicht in dem Elisium Eurer Poeten. – und siehe, du hast mich übertroffen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_116.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)