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Graf. Weißt du aber, Mathilde, daß zwischen mir und Konrad das Schwert entscheidet?

Mathilde. Homburg, laß ihn friedlich ziehen. Schone seiner, schone deiner, um meinetwillen!

Graf. Meine Ehre ist durch ihn befleckt.

Mathilde. Sein Blut würde sie nicht waschen. – Ist meine Ehre die deinige nicht auch? Ich bin ihm ein Leben schuldig, laß mich meine Schuld bezahlen, laß mich sie bezahlen von deiner Großmuth. Schenke mir Konrads Leben. Laß ihn, wenn du willst, in diesem Thurm, aber schone seines Lebens. Diese Bedingung setz’ ich auf meine Liebe; schwöre mir, daß er leben soll.

Graf. Mathilde – sehr groß, oder sehr klein ist deine Seele. Bitte nicht für ihn, bis du die Krone meines Verdachts abgebrochen hast, daß er nicht mehr wachse. Die Dankbarkeit brennt nicht in solchen Flammen.

Mathilde. (gekränkt) Du hattest mich seit meiner Kindheit vor Augen. Wardst du je Tücken und böse Weiberränke an mir gewahr? Fandest du mein Herz nicht immer offen, gut? Sprach meine Zunge je anders als mein Herz? –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)