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Graf. (der nun erst aufsteht) Vergieb, Mathilde. Dieß Bild taugt nicht in unsre frohe Liebe. An heiliger Stätte soll es hängen, und dort will ich mit Thränen beten, um Gnade für den Mörder!

Mathilde. Meine Thränen sollen sich mit den deinigen mischen, mein Gebet wird durch die Wolken dringen, und Ruhe wieder in des Armen Seele kehren. – Homburg, daß ich Euch liebe, mit ganzem Herzen Euch ergeben bin, schwur ich schon. Feierlicher kann ich nicht mehr schwören. In einer Stunde wird aber auch die Welt als Euer Weib mich erkennen. Ich will Eurer Knappen und Knechte Freude nicht stören, der Jagd will ich folgen. Doch – (mit feierlichem langsamen Ton) wenn sie vorbei wäre, ein rothes Kreuz mir auf die Brust zu heften, nach dem heiligen Grabe mit Euch zu wandern gelobte ich. Aus keuschem, noch unbeflecktem Busen soll mein Gebet zum Himmel steigen, daß der Schatten meines Vaters sich zur Ruhe gebe, und nicht, wie diese Nacht, mir im Traum erscheine –

Graf. (zitternd und langsam) Euer Vater ist Euch erschienen?

Mathilde. (mit niedergeschlagnen Augen) Diese Nacht!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)