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höret sein Röcheln im Staube – das Zittern seiner Lippen kündigt Euch seinen letzten Segensspruch – Ach das schöne Vaterauge bricht so schwer! Er ringt den Todeskampf, seine Lippen bersten, seine Glieder dehnen sich, er sieht den Himmel nicht, nur seine Kinder! So schwer stirbt kein Mann, der nicht Vater ist – Wollt Ihr Euch noch von diesem Bilde trennen?

Mathilde. Konrad – was willst du?

Konrad. Euch einen zärtlichen Bruder geben, wenn Ihr Euern Vater wieder annehmt. Mathilde, Euer Wohl liegt mir am Herzen wie meines. Ich bin Euch mit Bruderliebe, dieser Greis mit Vaterliebe zugethan. – Als Kind trug er Euch auf seinen Armen.

Mathilde. Er?

Siegmund. Ja Mathilde, dieser Arm wiegte Euch oft in den Schlaf. Oft deutete ich den rothen Fleck in Gestalt eines Dolches, unter Eurer linken Brust, zu frohen Dingen aus, wenn Euer Vater sich angstvoll härmte.

Mathilde. (ohne Mißtrauen) Siegmund!

Siegmund. Auch Euern Bruder kenn’ ich wohl. – Er lebt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)