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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

ihnen Kenntnisse beybringt, die sie sonst in reifern Jahren sich erst erwerben müßten, und ihnen dadurch, daß man sich zu ihnen herab läßt, ihre Kindheit erträglicher macht.

Heimdal.

O der vortreffliche Gedanke! Ihnen die Kindheit so angenehm zu machen, daß sie gar keine Männer werden mögen – In jenem Zeitalter, über das du das unsrige erhebst, da war man wahrlich gescheiter in diesem Punkt. Man liebte und schätzte die Kinder nur um deswillen, was in ihnen Annäherung zum Mann zeigte, und dieß mußte sie ihrer Kindheit überdrüßig machen, aber jezt sind sie um so angenehmer, je mehr sie Kindsköpfe sind, und wenn sie alle Artigkeit eines Schoßhündchens besitzen, so ist man vollends über sie entzückt.

Balder.

Nun, wir wollen dieß vorbey lassen, aber was können denn die Schriften dafür?

Heimdal.

Eben diese sind die Ursachen davon. Da wird der gute Kleine betoundert, wenn er über seinen Büchern sizt, etwas merkt und es wieder herplappert, wenn er zuhören und lernen sollte, von Leuten, die Erfahrung haben; je unschicklicher und grotesker er sein Gesetzchen anbringt, um so schöner! Denn da nennen sie das Ding naiv, und wissen sich vor Freude nicht zu fassen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)